Als der Strom nach Rheine kam

Historische Aufnahmen aus Rheine 1973

Die Elektrifizierung schreitet 1973 unaufhörlich voran und hat auch Rheine bereits erreicht. Allerdings ist noch immer nicht die gesamte Emslandstrecke elektrifiziert und so ist auch 1973 noch zahlreicher Planverkehr hier auch im Personenverkehr mit Dampf bespannt, oder muss spätestens ab Rheine mit Dampf oder Diesel bespannt werden. Der Artikel zeigt den Planbetrieb in Rheine im Sommer 1973 in einem kleinen Ausschnitt.

Also wieder einmal Rheine. Wie bei vielen anderen Eisenbahnenthusiasten auch, zog es meinen Vater in den Sterbejahren der Dampflok vor allem von 1970 – 1975 häufiger an die Emslandstrecke als irgendwo sonst hin. Selbst die Heimstrecke hat deutlich weniger Aufnahmen zu verzeichnen. Vor allem in den Jahren von 1970-1973 scheint er jeden Monat hochgefahren zu sein um zu sichten, was zu sichten war.

1973 war die Elektrifizierung der Strecke ab Münster bis Rheine schon gut ein Jahr in Betrieb. Deshalb hält nun auch die E-Lok Einzug in Rheine und knabbert so langsam an der Herrschaft der Dampflok. Da es hinter Rheine aber noch ohne Strom weitergeht, hier sei der serienverwandte Artikel Salzbergen mit Dampf und Diesel genannt dessen Aufnahmen am selbigen Tage entstanden, musste in Rheine nicht selten ein Lokwechsel vorgenommen werden.

Dieser Artikel widmet sich vor allem drei verschiedenen Zügen, die im einzelnen kurz besprochen und bebildert gezeigt werden. Anders als bei vielen anderen Touren in Richtung nördliches Münsterland und Emsland meinte es an diesem Tage das Wetter äußert gut mit einem. So hat der Chronist bei dieser Serie, wie auch bei der Salzbergener Serie (und der noch folgenden Lingener und Elbergener) weniger mit der Aufbereitung durch schlechtes Wetter, als viel mehr mit der katastrophalen Alterung des Agfa CT 18 und dessen Grobkörnigkeit zu kämpfen.

E1809 Münster-Emden

Beginnen wir mit dem E1809 von Münster nach Emden. Dieser kam an diesem Tag mit einem ganz besonderen Schätzchen aus Münster hoch nach Rheine. Wir sehen den Zug auf der ersten Aufnahme mit der E04 104 122-9, die offenkundig so manchen Mücken- oder Fliegenschwarm passieren musste. In der doch ländlich geprägten Region war das keine Seltenheit. Sie ist es auch, die den Namen des Artikels beeinflusste, denn als der Strom nach Rheine kam, kamen auch Lokomotiven wie die E04 vielen „vor die Flinte“, die es eigentlich auf etwas ganz anderes abgesehen hatten. Ein Hauptdarsteller als Beifang, denn mit gerade einmal 23 Maschinen war die E04 nicht gerade allgegenwärtig auf deutschen Schienen.

Da es aber hinter Rheine hoch nach Emden wie erwähnt zu diesem Zeitpunkt noch nicht elektrifiziert weitergeht, muss die Lok gewechselt werden. 042 164-4 steht bereits in den Startlöchern und kommt vom Bw Rheine durch den Bahnhof gefahren.

Nachdem 104 122-9 das Gleis geräumt hat, setzt sich 41 164 vor den Zug.

Für E1809 geht es nun also stromlos mit Dampf auf die restliche Strecke bis nach Emden. Das Bild, welches 042 164-4 vor dem E1809 zeigt, wurde bereits als Artikelbild gezeigt. Sparen wir uns eine weitere Ansicht und kommen direkt zur Ausfahrt des Zuges, der nun seine Reise weiter nach Emden antritt. Der V200 links hinter der 41er widmen wir uns später noch.

Doch halt! Der erste Waggon sieht doch sehr nach einem Umbauwagen aus? Und wieso steht der Zug auf einmal auf dem falschen Gleis? Handelt es sich überhaupt noch um E1809? Ein wenig mehr Licht ins Dunkel bringt die nächste Aufnahme:

Im Archiv befinden sich tatsächlich zwei Ausfahrten zweier verschiedener Züge mit der selben Lok. Einmal fährt 41 164 vor E1809 nach Emden aus, und nur ein paar Bilder zuvor sehen wir die selbe Lok vor einem Personenzug nach Bad Bentheim. Erklärungen sind sehr willkommen. Meine Erklärung: Man hatte Zeit 1973! Immerhin war man zwischenzeitlich auch noch in Salzbergen und Bad Bentheim ist von Rheine keine Weltreise gewesen für die BR 41.

D714 Rheine – Norddeich Mole

Der D714 ist schon eine Legende. 1973 ist in Deutschland das große Dampfloksterben längst eingeläutet und das Bw Rheine war praktisch die Resterampe für alle ölgefeuerten Dampfloks. Dadurch verschwand ziemlich rasch der kohlegefeuerte Betrieb auf der Strecke. Übrig blieben die schweren Güterzuglokomotiven sowie die großen Schnellzuglokomotiven, die bis zum Ende des planmäßigen Einsatzes von Dampfloks auf den Gleisen der Deutschen Bundesbahn regelmäßig auf der Emslandstrecke im Einsatz waren und nicht unmaßgeblich an der Bildung der Legende der Strecke hoch nach Norden beteiligt sind.

Die erste Aufnahme vom D714 an diesem Tage ist eine der seltenen Hochkantaufnahmen im Archiv. Aber um möglichst viel des Spektakels mitzunehmen, als der Heizer bei nicht weniger als der 01 1063 den Ölregler öffnet und kräftig Öl auf den Brenner gibt, war es wohl unerlässlich.

01 1063 war es auch, die das betrübliche Schicksal hatte nur zwei Jahre später den letzten planmäßigen Personenzug mit Dampflok auf eben dieser Strecke von Münster nach Emden zu ziehen. Hier sehen wir sie noch im Regeleinsatz. Wer sie heute sehen möchte muss nach Braunschweig Hbf fahren. Dort steht sie als Denkmal an die gute alte Dampflokzeit vor dem Bahnhof. Zu meiner Überraschung allerdings nicht, wie man Denkmäler so kennt, sondern durchaus vorzeigbar und herausgeputzt.

01 1063 kam sicherlich auch frisch aus dem Bw Rheine durch den Bahnhof gefahren, als mein Vater sie im hinteren Bereich des Bahnhofs ablichtete.

Eine weitere Aufnahme zeigt 01 1063 vor D714 im Bahnhof.

Natürlich wurde auch die Ausfahrt festgehalten, die sich aber am heutigen Tage wenig spektakulär darstellte.

Den obligatorischen Nachschuss gab es natürlich auch beim D714 bei der Ausfahrt aus Rheine in Richtung Norden an diesem Tage, und ich möchte nicht verheimlichen wie 01 1063 mit ihrem Personenzug den Bahnhof in Richtung Salzbergen verlässt, auch wenn diese Aufnahme Nerven gekostet hat. Gegenlichtaufnahmen scheinen deutlich anders zu altern! Sei es drum, denn am Ende konnte auch diese Aufnahme gerettet werden und steht nun der Allgemeinheit zur Verfügung.

Der City D-Zug DC 912 Frankfurt (Main) – Emden

Der City D-Zug war eine zum Zeitpunkt der Aufnahmen gerade zum Sommerfahrplan eingerichtete, neue Zuggattung. Ab dem Sommer verkehrten die DC Züge dreimal täglich quer durch Deutschland und sollten als Zubringerzüge die Lücke dort schließen, wo das InterCity Netz nicht ausreichend ausgebaut war. 1978 wurde das Projekt schon wieder begraben. Der DC912 überlebte aber bis heute und fährt in Form des Interregio nach wie vor von Frankfurt (Main) bis Emden.

Hinauf bis Rheine kam DC912 an diesem Tag mit der E10 110 320-9.

Wie schon zuvor bei E1809 stand nun ein Lokwechsel an. Diesmal ging es jedoch nicht mit Dampf, sondern mit Diesel weiter. Leider ist das Dia der einzigen Aufnahme von der Ausfahrt des DC912 defekt. Der Vollständigkeit halber sei 216 056-2 im Bahnhof Rheine dennoch veröffentlicht.

D1334 – Norddeich Mole – Köln

Den Grund, warum es nur ein Bild von diesem Tag ins Archiv geschafft hat, welches D1334 zeigt, hat die Zeit verschluckt. Erwähnt sei aber, dass es sich bei D1334 um die Verbindung Norddeich Mole – Köln handelt. Zum Einsatz an diesem Tag kam Dampflok 01 1082 bzw. 012 082-4.

Güterverkehr in Rheine 1973

Natürlich wurde auch allerhand Güterverkehr an jenem Tag im Juli 1973 festgehalten. Fangen wir mit dem schlimmsten Bild an, dann haben wir es auch schnell hinter uns. Es zeigt 44 231 in fiesem Gegenlicht. Mit auf dem Bild das Stellwerk Rn am Nordausgang von Rheine.

44 231 in Rheine, 07.1973
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44 231 in Rheine, 07.1973
CC BY 4.0

Kommen wir zu besserem Licht, besseren Dias und einem Zug, den wir in einem Bild weiter oben schon einmal zumindest im Ansatz sehen konnten. Nachdem 41 164 den Bahnhof und das Gleis Richtung Bad Bentheim verlassen hat, bekommt nun auch die V200 Ausfahrt und darf mit ihrem Güterzug den Bahnhof verlassen.

Während des Wartens auf 01 1063 für den D714 aus dem Bw Rheine konnte 044 162-6 festgehalten werden, die gerade den Bahnof Rheine passiert. 44 162, die 1939 gebaut eine klassische Kriegslok ist, auch wenn die Baureihe 50 den Namen für sich beansprucht, ist durch ihre Kohlehauptfeuerung auch auf der Emslandstrecke schon zu dieser Zeit eigentlich ein Anachronismus. Sie sollte die Zeit auch nicht mehr lange überdauern, denn bereits ein Jahr später wurde die Maschine aus dem Bw Emden ausgemustert. Alles, was mit Ölhauptfeuerung bislang durch Deutschland fuhr und durch den Traktionswandel obsolet wurde, wurde nach Rheine geschickt, woraufhin durch das dort entstandene Überangebot die noch intensiver zu betreuenden Kohle-Dampfloks zügig ausgemustert wurden.

Deshalb sehen wir auf dem nächsten Bild auch erwartbar schon wieder zwei ölgefeuerte Maschinen aus Salzbergen kommend den Bahnhof Rheine passieren. Am Haken hängen eine ganze Reihe Schüttgut-Waggons bzw. Sattelwaggons. Mit vier Fahrten pro Tag stellte dieses Ensemble ein typisches Bild für die Strecke und ist unter dem Namen als Langer Heinrich ebenfalls zur Legende geworden. Über diesen Zug wird auch hier noch umfassend zu berichten sein! Auf dem Bild zu erkennen gibt sich die Vorspannlok 44 094 bzw. 043 094-2. Sie ist zwar mit dem Baujahr 1937 zwei Jahre älter als ihre Verwandte im Bild oben, aufgrund des Umbaus auf Ölhauptfeuerung 1960 hat sie das Jahr 1977 fast noch im Planeinsatz erleben dürfen. Am 29.12.1976 wurde aber schließlich auch sie ausgemustert.

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Die Kartenansicht enthält alle Bilder, zu denen Standorte bekannt oder rekonstruierbar sind. Da es sich um historische Aufnahmen handelt, sind dies natürlich Näherungswerte und nicht auf den Meter genau.

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