Ausflug nach Hagen Hohensyburg

Zwischen Großstadt, Schwerindustrie und Naherholung

Der ehemalige Bahnhof bzw. Haltepunkt Hohensyburg in Hagen ist längst Geschichte. In diesem Artikel mit historischen Aufnahmen aus dem Jahr 1973 wird zurück geblickt und eine Momentaufnahme des Haltepunkts gegeben, wie er sich zu dieser Zeit präsentierte.

Die Bilder rund um den Haltepunkt Hohensyburg aus dem Spätsommer 1973 sind ein Kontrastprogramm zu anderen Serien aus derselben Zeit. Denn wo im Ruhrgebiet oder auf der Emslandstrecke in durchaus als Tagestour erreichbaren Zielen noch die Dampflok allgegenwärtig und Ziel der Exkursion war, war sie in Hohensyburg die Ausnahme. Heute existiert nicht einmal mehr der Haltepunkt Hohensyburg selbst. Der Ausflug nach Hohensyburg war – anders als wohl bei den meisten anderen – nicht kultureller Natur. Dieser Artikel blickt zurück auf den Haltepunkt und das direkte Umland – vor allem aber richtet er den Blick natürlich auf den Bahnverkehr auf der Strecke zu dieser Zeit.

Für den Chronisten weniger zur Aufgabe wurde es Züge und Standpunkte zu rekonstruieren – diese sind auf den DIAs gut vermerkt. Viel schwieriger war es, den Zustand der DIAs digital in eine vorzeigbare Qualität zu überführen, denn sie haben bereits schwer gelitten.

Auf dem oberen Bild sieht man die etwas provisorisch anmutende Fußgängerbrücke zu dem Bahnsteig. Hohensyburg war ein Haltepunkt für Ausflügler und Wanderer, da der Hengsteysee in unmittelbarer Nähe liegt und das Kaiser-Wilhelm-Denkmal sowie die Burgruine Hohensyburg per Pedes erreichbar sind. Über diese Fußgängerbrücke startete man zur Naherholung. 110 404-1 fährt gerade in den Haltepunkt ein.

In die andere Blickrichtung sehen wir eine E40, die gerade einen Güterzug aus dem Rangierbahnhof Hengstey zieht. Zu dem Bahnhof später mehr.

 

Die E03 gehört mit der V200 sicherlich zu den bekanntesten Loks der damaligen Bundesbahn. Diese zwei konnten, wenn auch nicht namentlich so doch beschreibend, der Bundesbahn zugeschrieben werden. Sie waren die Flagschiffe der Bahn und stehen wie keine anderen Loks für die Deutsche Bundesbahn zu Zeiten der Bonner-Republik. Das lag vor allem auch daran, dass sie nicht nur allgegenwärtig auf der Strecke zu sehen waren, sondern auch mit medialer Aufmerksamkeit für die Bahn warben.

Hier begegnet uns 103 144-2 mit dem D-Zug D247 in Hohensyburg. D247 ist zumindest ab Berlin der so genannte Leningrad-Express. Er beginnt seine Reise in Paris-Nord. Aufenthalte in Deutschland sind Köln, Wuppertal, Dortmund, Hannover sowie Berlin. Von dort aus geht es Richtung Polen. Zielbahnhof ist, wie der Name es vermuten lässt, Leningrad. Es ist nur folgerichtig, dass dieser Zug im Bundesgebiet in dieser Zeit mit der E03 bespannt wird.

Bewegen wir uns nun einen Moment weg vom Fotostandpunkt auf der Brücke der Dortmunder Str. und positionieren uns ein paar hundert Meter ostwärts. Wie im Eingangsbild zu sehen, gibt es dort eine weitere Brücke. Sie gehört zur Batheyer Str. und erlaubt die Ansicht auf den Haltepunkt von der anderen Seite.

Wir betrachten nun neben dem Haltepunkt die Brücke, von der die oberen Aufnahmen entstanden sind. Die Regler der Bildbearbeitung müssen allerdings schon ganz schön strapaziert werden, um das Kleinod ruhrpöttischen Nahverkehrs sichtbar zu machen.

Es handelt sich um den Triebwagen ET 30, der zu dieser Zeit vielfach vor allem im Ruhrgebiet eingesetzt wurde. Durch seine für damalige Verhältnisse hohe Anfahrbeschleunigung war er ideal für den Regionalverkehr in diesem Bereich, da durch die hohe Anzahl an Städten, Stadtteilen und dementsprechend Bahnhöfen und Haltepunkten die Anfahrtszeiten einen signifikanten Teil des Zeitplans ausmachen.

Nähere Details zum ET 30 auf dem Bild sind leider nicht bekannt. Schließen möchte ich die Bilderklärung mit der betrüblichen Kunde, dass heute kein einziger von den damals 24 gebauten Triebwagen erhalten blieben. Lediglich ein Triebkopf 430 414 existiert noch. Der gesamte Rest der Flotte, die Mitte der 50er Jahre in Dienst gestellt und zwischen 1982 – 1984 ausgemustert wurden, sind dem Schneidbrenner zum Opfer gefallen.

Bleiben wir noch ein wenig auf der Brücke, richten unseren Blick aber auf die andere Seite in Blickrichtung Osten. 218 210-5 kommt mit einem ordentlich langen Zug die Strecke herunter. Es handelt sich um den Durchgangszug D644 aus Kassel. Vor seinem Zielbahnhof Köln Hbf macht er noch Halt in Hagen Hbf und Wuppertal Hbf.

Auf dem Bild sehen wir eine zweigeteilte Strecke. Bei den rechten Gleisen, auf denen auch D644 gerade unterwegs ist, handelt es sich um die Ferngleise. Die beiden linken Gleise sind die Regionalgleise, die früher auch den Bahnhof Westhofen bedienten, bevor sie – wie die Hauptstrecke auch – durch Schwerte führten.

Im Hintergrund ist zu erkennen, dass sich eine weitere Strecke auf das Bild geschlichen hat. Sie geht von Hagen-Hengstey ab in Richtung Sauerland. Adleraugen mögen auf dem ersten Bild dieses Artikels die Brücke wiedererkennen – dort überquert gerade ein Güterzug dieselbige.

Wechseln wir nun wieder die Brücke und begeben uns noch einmal auf die Dortmunder Str. In der folgenden, für diese Serie letzten Hochkantaufnahme, sehen wir eine weitere V160, genauer 216 141-0. Sie zieht gerade den Eilzug E1825 in den Haltepunkt Hagen-Hohensyburg.

Wie man dem Bild entnehmen kann, neigt sich die Sonne bereits immer mehr. In der vergrößerten Ansicht ist rechts oberhalb der Lok im Hintergrund das Einfahrsignal für den Rangierbahnhof Hagen-Hengstey zu sehen. Den Namen hat er durch den hinter dem Bahnhof befindlichen Hengsteysee.

Neben Hagen-Vorhalle bildete Hagen-Hengstey einen weiteren großen Verschiebebahnhof, um den Anforderungen des stetig steigenden Transportaufkommens gerecht zu werden. Mittlerweile kann man in Hengstey allerdings nur noch die Birken wachsen sehen, der Bahnhof ist längst zurück gebaut.

Nutzen wir die Gunst des Lichts für eine weitere Aufnahme gegen die Sonne. Der folgende Zug, der leider auch nicht näher bestimmbar ist, fährt gerade auf dem Siegener Gleis. Was man allerdings zweifelsfrei erkennen kann ist, dass die für den schweren Güterverkehr konzipierte E50 nicht gerade einen bedarfsgerechten Zug an der Kupplung hat.

Zur Verdeutlichung der Anschlusssituation soll dann noch das folgende Bild den Gesamteindruck komplettieren. Wir sehen im Anschnitt links den Haltepunkt Hohensyburg. Die beiden Gleise rechts davon, wovon sich auf einem gerade 140 663-2 mit zwei Silberlingen als E2114 befindet, gehören zu den Siegener Gleisen, da sie Hagen und Siegen verbinden. Bei Hohensyburg, was ganz im Norden der Stadt Hagen und eisenbahntechnisch inmitten einiger Gleisdreiecke liegt, hatte man ganz ansprechende Möglichkeiten. Neben den unten gezeigten Gleisen nach Siegen und Hannover gingen durch Hohensyburg auch die Gleise Richtung Hagen Hbf, Witten, Hamm, Münster und Gießen.

Mit der vorletzten Aufnahme blicken wir noch einmal auf die Fußgängerbrücke in Hohensyburg. An dieser Aufnahme erkennt man trotz aller Bildbearbeitung, in welchem Zustand sich die DIAs befanden, da sie immer noch viele gelbe Flecken aufweist. Erfreulicherweise erkennt man darauf jedoch sehr gut die E40 140 569-5 mit einem interessanten Güterzug, bestehend aus unterschiedlichen Schüttgutwaggons. Ob sie nun nach Hengstey oder Vorhalle fuhr, bleibt Spekulation.

Mit einem stimmungsvollen Abschied endet nun auch dieser Artikel rund um Hagen-Hohensyburg. Leider sind keine genauen Informationen zum Zug oder der Lok bekannt, welche auf dieser Aufnahme zu sehen sind.

Von Hohensyburg werden auf dieser Seite im Laufe der Zeit noch einige Bilder auftauchen. Es existieren einige Serien, die zwischen 1967 und den späten 90er Jahren hier angefertigt wurden. Dann wird es auch Bilder geben, wo das RWE Pumpenkraftwerk nicht nur zu erahnen ist, wie auf dem oberen Bild links oben am Hang.

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Kartenansicht

Die Kartenansicht enthält alle Bilder, zu denen Standorte bekannt oder rekonstruierbar sind. Da es sich um historische Aufnahmen handelt, sind dies natürlich Näherungswerte und nicht auf den Meter genau.

3 Kommentare

  • Hans-Peter Heep schrieb
    | » Antworten

    erstmal: toll aufbereitet!
    Der Kommentar zum Bild mit dem D644 stimmt so nicht ganz. Die Gleise auf denen der D644 fährt, diente auch für den Nahverkehr und mit der Weiterführung Richtung Schwerte (Ruhr) erreichte man auch den Bahnsteig in Westhofen. Die anderen beiden Gleise waren für den Güterverkehr und verbanden den Verschiebebahnhof Hengstey bis Schwerte.

  • Christian Appelt schrieb
    | » Antworten

    Hallo, bin wieder mal nach langer Zeit auf deine Seite gestoßen, klasse Fotos. Zum Bild des Zuges mit 140 663 und 2 Wagen. Schau mal, das sind keine Silberlinge son dern ein Bm und ein ABm. Und just jene kamen täglich als in Letmathe abgehängte Kurswagen des D714 von München nach Hagen. Der Hauptzug fuhr am Hagener Hbf vorbei direkt gen Schwerte und weiter nach Norddeich. Mal war eine 140, mal eine 141, mal eine 110 vor den beiden Wagen. Deren Heimatbhf. war übrigens Trier. Der Umlauf war:

    Trier-München – Hagen – München – Trier


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