Zu Besuch im BW Köln-Deutzerfeld

Schnellzug-Dampflokomotiven im Gleisdreieck

Deutzerfeld in Köln gehörte ebenfalls zu einem der Bahnbetriebswerke, die mein Vater wieder und wieder besuchte. Angefangen hat er damit bereits in den 60er Jahren. Die folgende Serie zeigt einige historische Aufnahmen aus Köln Deutzerfeld im Sommer 1966.

Das genaue Datum ist leider nicht wiederherzustellen, da sowohl Papierabzüge als auch Originaldias immer nur von „So 1966“ sprechen. Es ist auch anzunehmen dass es sich um mehrere Tage handelt, an denen die Aufnahmen entstanden sind. Das tut der Sache aber keinen Abbruch. Ich datiere sie, bis ich das entsprechende Mosaik gefunden habe, auf den 1. August 1966. 1966, das sind satte 50 Jahre und immerhin 15 Jahre vor der Geburt des Chronisten selbst. Folgerichtig handeln sich Ablauffolgen um frei erfunden.

Zwischenzeitlich sind Informationen aufgetaucht, dass zumindest ein Teil der Bilder tatsächlich „erst“ von 1967 sind. Außerdem wurde weiteres, noch unbearbeitetes Material aus Deutzerfeld Mitte der 60er gefunden. Der Artikel wird Beizeiten entsprechend bearbeitet oder in mehrere Artikel gesplittet.

Köln Deutz und das Bahnbetriebswerk Köln Deutzerfeld liegt rechtsrheinisch unmittelbar vor der Hohenzollernbrücke, welche Deutz und den Hauptbahnhof miteinander verbinden. Die Hohenzollernbrücke ist auch heute noch eine der meistbefahrenen Eisenbahnbrücken mit über 1000 Zugüberquerungen täglich. Das macht sowohl die Bedeutung für die Brücke, als auch den idealen Standort Deutzerfeld für den Eisenbahnfreund überdeutlich. Das BW befindet sich dabei mittig in einem vielgleisigen Gleisdreieck. Tatsächlich kann man hier das BW manchmal vor lauten Zügen nicht sehen. Dazu kommt noch, dass östlich vor den Toren des BW Deutzerfeld mit dem Rangierbahnhof Gremberg einer der größten Umschlagbahnhöfe Deutschlands liegt.

Auf dem oberen Bild, bei dem 01 073 gerade den Bereich rund um die Lokhalle zu verlassen gedenkt, kann man die Strommasten der einen Seite Hauptstrecke im Hintergrund gut erkennen. Sie liegt südlich und verbindet Köln und Siegburg miteinander. Das Bild wurde dementsprechend „hinter“ der Lokhalle aufgenommen. Um die (auch eigene) Verwirrung nicht komplett zu machen, bleiben wir hinter der Lokhalle. Obiger Szene wird folgende voraus gegangen sein:

Die Gleise dort mündeten übrigens in eine Drehscheibe, die von so dichtem Bewuchs umgeben ist und war, dass man zunächst gar nicht auf die Idee kommt sich so zentral in Köln und in einem geschäftigen Bahnbetriebswerk zu befinden. Dort befindet sich gerade 01 061. Schauen wir es uns an:

Der Fahrt auf die Drehscheibe geht folgendes Bild voraus, als 01 067 zwischen 03 077 und E40 146 aus der Lokhalle ausrückt. Leider ist das Bild nicht ganz scharf.

Nicht weniger interessant ist diese Hochkantaufnahme aus dem BW. Sie zeigt noch einmal 03 251, diesmal unter deutlicher Rauchentwicklung. Neben ihr steht, wo sie im Bild zuvor auf dem selben Gleis davor stand: 78 094.

03 251 war zu dieser Zeit in Deutzerfeld untergestellt, bevor es sie Ende der 60er Jahre noch mal nach Hamburg-Altona zog und dort auch ausgemustert wurde.

78 094 kam 1917 aus Stettin von der Stettiner Maschinenbau AG, die zu dieser Zeit ausschließlicher Produzent der Lok war, nach Trier und hat im Laufe ihrer Zeit eine Reise durch vielzählige BWs im Rheinland durchgemacht. Zu der Zeit des Fotos 1966 soll sie noch für ein Jahr kalt gestanden haben, bevor sie nach Bonn kam. Kaum zu glauben, sieht man doch deutlich auf dem vorletzten Bild eine Rauchfahne. Und auch das folgende Foto lässt keinen Zweifel zu:

Im Hintergrund der Aufnahme lugt wieder 01 073 hervor. Erinnern wir uns: Sie war die erste im Artikel, die sich auf den Weg Richtung Drehscheibe / Weichenstraße machte. Und nun? Schauen wir Richtung Drehscheibe. Der Kamera verlangt das Gegenlicht und der Schatten alles ab, und genau genommen dauerte es weitere 50 Jahre, bis die moderne Bildbearbeitung ein Ergebnis hervorbringen konnte, welches ausreichend Details zeigt. Derweil hat allerdings die Lagerung am Original genagt.

Als nächstes zieht 01 073 Tender voran rechts an der Lokhalle vorbei. Auch dafür gibt es natürlich die passende bildliche Unterstützung. Die Zylinderkopfentwässerung ist gut geöffnet um das Kondensat aus den Zylindern zu drücken und die Blöcke auf Temperatur zu bringen. Der Tender ist gut gefüllt mit Kohle. Scheinbar hat 01 073 noch etwas vor!

 

Interessant für den Chronisten ist auch hier mal wieder die vollkommen gegensätzliche Alterung zweier DIAs, die aus dem selben Film direkt hintereinander geschossen wurden.

Schauen wir noch mal zur Lokhalle, denn das Bild hat sich mittlerweile komplett gewandelt.

Fast komplett zumindest,  denn eine 78 qualmt auf anderem Gleis auch hier gemütlich vor sich hin, allerdings handelt es sich um 78 209. Die V100 in der Mitte ist einigen V60 gewichen von denen V 60 1177 sowie V 60 412 identifizierbar sind, und ganz links steht 03 220. Die Chance auf Schnellzuglokomotiven zu stoßen war in Deutzerfeld hoch, und auch auf diesem Bild wird man trotz vielen kleineren Maschinen nicht enttäuscht. Von der E40 ist aber keine Spur mehr zu sehen. Es ist für mich derzeit nicht zu klären, ob diese Dias vor oder nach den anderen entstanden sind. Deutlich hervor sticht, und einen Ansatz bietet 38 1889, denn sie trägt ein auffällig frisches Kleid. Allerdings sind die DIAs ebenfalls mit So 1966 gekennzeichnet. Ihre Sonderfahrt, für die sie sich so schick gemacht haben soll, fand aber erst im Folgejahr, am 17.06.1967 statt – wie Ulrich Budde in einer schönen Fotoserie auf bundesbahnzeit.de zum Besten geben weiß. Gut möglich dass diese Aufnahmen auch erst 1967 entstanden. The answer my friend, is blowing in the wind… 

Schauen wir uns 38 1889 näher an:

Der rechte Zylinderkopf verrät, dass sie unter Dampf steht. Aufmerksame Adleraugen mögen erkannt haben, dass ganz links im Bild ein Stromabnehmer eine E40 zu sehen ist. Da ist sie also wieder, die E40 vor den Toren der Lokhalle Deutzerfelds.

Im Bild ist der schöne Wannentender der 38 1889 zumindest zu erahnen. Leider sind die DIA Originale sehr im blau versunken, außerdem ist das frische rot ein derart greller Kontrast, dass es bei der Digitalisierung und der Bildverarbeitung zu echten Problemen führt. Das sieht man vor allem bei dem folgendem Bild, bei der wir uns noch mal die andere Seite der Lok anschauen:

Natürlich könnte man den Rahmen vorne auch wieder schön stempeln. Ich stelle es so ein als Mahnmal ein Bild im Zweifel lieber aufzugeben, statt mit D-Lightning die Regler allzu hoch zu jagen um noch irgendwas zu retten. Von 78 209 gibt es auch eine schöne Aufnahme, die nicht minder im Blau versunken war, es aber kompositorisch deutlich angenehmer ist die Bereiche nicht künstlich aufzuhellen. Links neben der 78er steht V60 412. Gebaut wurde 78 209 1929 von der Stettiner Maschinenbau AG. Links von ihr ist wieder V60 412 zu sehen. Ihr Leben hingegen war erst wenige Jahre alt. Sie sollte noch bis vor kurzen auf den Gleisen der DB unterwegs sein.

Natürlich schadet es nicht, wenn man in Deutzerfeld den Blick einmal schweifen lässt. Wie beschrieben befindet sich das BW im Prinzip in einem großen Gleisdreieck. Damals wie heute ist viel los auf der Strecke. Folgende Aufnahme entstand mit Blick auf den Bahndamm:

Und schon taucht auch eine alte Bekannte wieder auf. 01 073 zieht ihren Zug die Rampe hoch und begibt sich Richtung Hohenzollernbrücke / Köln Hbf. Die E40 ist auch wieder im Bild.

Die BW-Uhr zeigt 19:14Uhr. Zeit Feierabend zu machen! Ein paar Aufnahmen von Schnellzuglokomotiven konnten im Sommer 1966 in Deutzerfeld aber noch angefertigt werden, und natürlich möchte ich sie nicht vorenthalten.

Zum einen haben wir rechts eine schöne Hochkantaufnahme von 01 073, wie sie ruhig qualmend in Deutzerfeld vor der Lokhalle wohl auf ihren nächsten Einsatz wartet. Das Original war nicht so ganz im Schnitt, aber dank digitaler Bildbearbeitung kann man so nun das Möglichste aus der Aufnahme rausholen.

Bei einer weiteren Aufnahme sehen wir unten zunächst 03 251. „Welchen Tender mag sie hinten dran haben“ mag der Fachmann sich fragen? Der Grund ist, dass es mit 03 251 am 22. Oktober 1966 zu einem Zwischenfall mit besagter Lok kam, die gerade den Eilzug 298 von Mönchengladbach nach Köln bespannte. Dass es nicht zu einem Unfall kam, ist dem beherzten Eingreifen des Lokpersonals und der Person auf dem Stellwerk zu verdanken. Durch den Ausfall des Bläsers waren beim öffnen der Rauchkammertüre Flammen in den Führerstand geschlagen, die sich bis über den Tender hinaus ausgebreitet haben sollen. Der Zug konnte gestoppt werden, nachdem der Lokführer während der Fahrt vorne den Luftbremshahn zwischen den Puffern löste. Die ganze Geschichte findet man bei Drehscheibe Online.

Von 03 251 findet sich noch eine weitere, eher künstlerisch anmutende Aufnahme:

03 251 im Bw Deutzerfeld
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03 251 im Bw Deutzerfeld
CC BY 4.0

Das vorletzte Bild zeigt das Geschwisterpaar bestehend 01 051 sowie 03 220. Wenn auch nicht in der Realität, so konnte die kleine Schwester der 01, die 03, hier einmal aus dem Schatten ihrer großen Schwester treten, und beide zeigen sich in schöner Sonneneinstrahlung vor der Lokhalle.

Verlassen wir das BW nun wieder über den Ausgang. Dieser befindet sich in der Mitte eines großen Brückenareals, unter der die Deutz Mülheimer Str. herführt. Hier noch einmal ein letzter Blick auf das BW. Der Sonnenstand verrät es: Eigentlich war es das erste Bild der Serie.

 

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Kartenansicht

Die Kartenansicht enthält alle Bilder, zu denen Standorte bekannt oder rekonstruierbar sind. Da es sich um historische Aufnahmen handelt, sind dies natürlich Näherungswerte und nicht auf den Meter genau.

7 Kommentare

  • Guter Bericht! Bei der 38er handelt es sich meines Wissens um die letzte bertiebsfähige P8 der BD Köln.
    Sie stand wohl immer unter Dampf, um einen Hilfszug zu bespannen, sofern dieser einmal kurzfristig
    benötigt wird.

  • Schneider Axel schrieb
    | » Antworten

    Hallo.Sehr sehr schöne Bilder und wirklich sehr Inntressante Aufnahmen.
    Da ist für jeden was dabei,sei es die Loks oder die Umgebung mit der damaligen Infrastruktur.
    Einfach Wahnsinn diese Fotos.
    MFG Axel Schneider

  • Bernhard Sikora schrieb
    | » Antworten

    Bin begeistert über die schönen Bilder meiner Heimatdienststelle aus den 60´´ Jahren, das war die Zeit wo ich noch als Handwerker in der Werkstatt des Bw Köln Deutzerfeld gearbeitet habe. Später dann als Lokführer, Ausbilder und Lehrlokführer.
    Habe in dieser Zeit auch Afnahmen in Schwarz Weiß gemacht die aber leider im laufe der Jahre verloren gegangen sind.

    Gruß und Danke Bernhard Sikora

  • Wilfried Robens schrieb
    | » Antworten

    Sehr gute Bilder und gute Berichterstattung!
    Schade,dass Sie nicht ein paar Monate früher dort waren.
    Zum Sommerfahrplan wurde der elektrische Betrieb Köln-Aachen aufgenommen.
    Vorher gab es da eine regelrechte Massenversammlung an Dampfloks; u.A. auch 01/10 und 03/10
    Da das Bw Euskirchen geschlossen wurde,diente es nur noch als Einsatz-Bw vom Bw.Köln-Eifeltor. Bw Düren hatte auch die Dampflokunterhaltung aufgegeben. Da das Bw Düren nicht genug V 100 stellen konnte (da hatte man sich auf der Aussenstelle Bergheim des Bw Düren mit dem Einsatz der V 100 vor den schweren Kohlenzügen verkalkuliert und man musste mehr als gedacht V 100 in Bergheim stellen) griff man nochmal auf die 78 er zurück.

    Obwohl sich die 78 er meistens in Euskirchen aufhielten,gehörten diese aber zum Bw Köln-Eifeltor und nicht zum Bw Bonn,was da schon längst nicht mehr existierte.

    Das war so eine ähnliche Geschichte wie mit den 03 ern im Güterzug-Bw Gremberg

    Tolle Seite und für mich schöne Erinnerungen! Weiter so!

    Gruß:
    W.Robens

  • Ulfried Schulze schrieb
    | » Antworten

    Hallo, der Kaffee „springt“. Per Zufall auf „Posten 17“ gestoßen, als ich nach Dampfloks im BW SG-Ohligs suchte.
    Als Kind habe ich direkt neben Ablaufberg (unterhalb des neuen Stellwerks in der Hansastr. 45) gewohnt und habe das Rangiergeräusch noch im Ohr. Im Tunnel für die Straßenbahn dröhnte das zusätzlich. Der Blick aus unseren Fenstern im 1. Stock war genau auf Gleishöhe! Die Bilder sind toll und ich krame in meinen Archiven (SW und Dias) nach den Schätzchen, die aber doch – nach erster Sichtung – z.T. gelitten haben, besonders die Dias.
    Nach meiner Erinnerung bin ich schon in den 60ern mit Wendedampfzug (78?) von SG-Hbf (noch alt) nach RS gefahren. Den „Blumenbahnhof“ Ohligs nur zw. 1950 und 1960 als Start in die „Sommerfrische“ benutzt, Ri Köln und W > Hannover, z.T. über Brilon-Wald und Kreiensen (> KrOK).
    MfG
    Ulfried Schulze

    • Hallo Ulfried,

      vielen Dank!

      Es ist richtig. Bis 1964 fuhr der Müngstener über Remscheid und Solingen noch mit 78er mit Wendezugsteuerung.
      Allerdings gab es auch noch die Relation von Essen über Remscheid nach Düsseldorf. Hierbei kamen 65er zum Einsatz.
      Dann kam die V100 und Essen-Remscheid-Dusseldorf wurde ganz eingestellt.

      Vom kleinen Bw in Ohligs habe ich tatsächlich glaube ich gar kein Bild, oder ich habe es noch nicht gefunden.
      Etliches schlummert ja noch ungesehen.

      Schöne Grüße
      Armin


Ich habe alles gegeben, jetzt bist Du am Zug!

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