24 009 – Pendelverkehr im Ahrtal

Fahrt in die goldenen Zwanziger Jahre

Gerade ein Jahr war die 24 009 im Dienst des Eisenbahn-Kurier auf Museumstour unterwegs, da hatte sie im Sommer 1973 so etwas wie ihren ersten Plandampfeinsatz, wenngleich es diese Wortschöpfung wohl noch gar nicht gab. Vom 09.06. bis zum 16.06.1973 sollte sie eine Woche im Ahrtal verkehren. Bereits am ersten Tag wurde sie dabei besucht.

Und diesmal wurde sogar mitgefahren. Dass die Mitfahrt nicht unbedingt geeignet ist Fotos zu machen wenn es nicht gerade Fotohalt gibt, versteht sich von selbst. Dennoch sind auch gerade die Fotos aus dem Fenster reizvoll, zeigen sie doch vor allem die reizvolle Ahrtal-Strecke und das umgebende historische Ahrtal. Bleiben wir aber zunächst noch im Bahnhof Bad-Neuenahr. Bei Bad-Neuenahr ist die Strecke der Ahrtalbahn, die in Remagen entspringt, bereits 12km „alt“. Wir sehen den Zug auf dem ersten Bild, wie 24 009 ihn bereits umgesetzt hat. Dies ist vom Zeitablauf nicht ganz korrekt.

Der Zug fuhr Tender voran aus Kreuzberg kommend in Bad Neuenahr am Bahnhof ein. Sowohl davon, als auch das für die Rückfahrt notwendige Umsetzen hat man natürlich festgehalten. Hier sieht man auch erstmals das Schild, welches das Motto der Sonderfahrt preisgibt:„Fahrt in die goldenen Zwanziger Jahre“. Auf den ersten DIA ist dieser Slogan bzw. das entsprechende Schild allerdings hoffnungslos überbelichtet.

Auf der nächsten Aufnahme ist zu sehen, wie 24 009 den ganzen Zug aus dem Bahnhof zieht. Die Aufnahme hätte sicherlich mehr Licht vertragen. Links sehen wir im Anschnitt noch das Stellwerk Nf von Bad Neuenahr. Warum der Zug im Ganzen rausgezogen wurde, statt einfach nur die Lok umgesetzt? Gute Frage!

Das nächste Bild zeigt den Zug, wie er auf den Rangiergleisen steht. 24 009 setzt um und zieht danach den Zug wieder in den Bahnhof.

Die Fahrt mit dem Sonderzug

Chronogisch folgt nun das Eingangbild des Artikels, wie der Zug wieder im Bahnhof steht. Da dieses oben bereits gezeigt ist, sparen wir uns eine erneute Anzeige.

Für die Familie hieß es nun Einsteigen bitte! Während der Fahrt bis Kreuzberg sind insgesamt 11 Aufnahmen aus dem Fenster heraus entstanden, so wie man das kennt: Schief undman sieht wenig bis nichts von der Lok. Die DIAs der Mitfahrt sind allesamt mit „Ahr“ beschriftet worden. Das ist zwar passend, erscheint dem Chronisten aber nicht passend genug. Also nutzt man die modernen Möglichkeiten des Internets und sucht nach den genauen Aufnahmestandorten. Zuvor sucht man sich natürlich auch die Bilder aus, welche wirklich schöne Motive zeigen.

Es ist nicht mehr ganz so einfach Standpunkte wiederzufinden, wenn zwischenzeitlich 45 Jahre vergangen sind. Das liegt vor allem an komplett veränderter Wohnbebauung, neuen Industriegebieten und zurück gebauten Bahnanlagen. Das Problem betrifft allerdings diesen Artikel noch recht human, und so konnten einige Punkte auch ohne Ortskenntnis rekonstruiert werden.

Die erste Hochkantaufnahme zeigt den Zug auf dem letzten Stück zwischen Bad Neuenahr und Ahrweiler. Ahrweiler ist dann auch der durch das Bahnhofsschild erkennbare Ort des nächsten Fotos mit der Ordnungnummer 09/36.

Auf der nächsten Aufnahme hat der Zug Walporzheim mit seinen vielen Weinbergen rechts des Zuges gerade verlassen und begibt sich in eine scharfe Rechtskurve. Da man bei dieser Aufnahme erstmals überhaupt von nennenswerter Rauchentwicklung sprechen kann, hat sie es in den Artikel geschafft. Außerdem bietet das Bild durch das Fahrzeug auf der Straße eine interessante Komposition. „Onkel Jupps Parkplatz“ gibt es immer noch.

Nachdem insgesamt vier mal in Folge die Ahr überquert wurde zeigt die nächste Aufnahme den Zug, wie er sich kurz vor der Ortseinfahrt Dernau befindet. Auch hier setzt man auf Beständigkeit: Die Esso-Tankstelle gibt es auch noch immer. Wie nahezu jedes verträumte Nest in der Region ist auch Dernau als Weinort bekannt. Wer mag angesichts des nahen Horizonts auf dem Bild etwas anderes behaupten? Und da der Wein seit jeher die Menschen anzieht, befindet sich auf dem Bild auch am Ortseingang von Dernau bereits das erste Hotel.

24 009 vor Dernau, 09.06.1973
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24 009 vor Dernau, 09.06.1973
CC BY 4.0

Das nächste historische Foto der Sonderfahrt gibt den Blick auf gleich mehrere Dinge frei. Die Linkskurve erlaubt es zum einen eine Idee von Dernau zu bekommen, zum anderen zeigt sich der namensgebende Fluss, die Ahr, nun erstmals in der Serie. Des weiteren zeigen sich die Maibäume in der Eifel offenkundig von außerordentlichen Ausdauer. Immerhin sind die Schranken der Straße Ahrweg, deren Brücke man auf dem Bild ebenfalls sieht, rechtzeitig gefallen.

Außerdem war am Ort des Fotos bis 1960 der Haltepunkt Dernau-Ort. Hiervon ist auf dem Bild allerdings nichts mehr zu sehen – wohl zum Ärgernis der Anwohner, die jetzt 800m weiter am anderen Ende des Ortes ihren Bahnhof vorfinden. Insgesamt dürfte dies aber eine noch überschaubare Distanz darstellen.

Nach Dernau geht es erstmal 2km schnur südwärts, bevor die Strecke nach einer engen Rechtskurve hinter Rech besonders interessant wird, da sich Brücken und Tunnel wild abwechseln und der Zug die Schluchten der Eifel durchquert, die neben der imposanten Naturerscheinung als solches auch ein Gespür dafür vermitteln, welche Anstrengungen die Gründer der Bahnstrecke auf sich haben nehmen müssen, um die Eifel mit dem Zug zu versorgen. Stellvertretend für die reizvolle Strecke soll hier im Bild eine Aufnahme sein, welche unmittelbar vor dem Tunnel vor Altenahr gemacht wurde. Dieser hat einigermaßen Berühmtheit. Auf dem Berg durch den der Tunnel führt liegt die Are Burg. Der Ort ist beliebt bei Wanderern als auch zum Einkehren bei Motorradfahrern. Das Signal zeigt Halt! Befindet sich noch ein anderer Zug in Altenahr?

Hinter dem Bahnhof beginnt bereits die Einfahrt nach Altenahr. Auch hiervon existiert ein Foto.  Das Einfahrsignal gibt Fahrt. Außerdem sehen wir auf der historischen Aufnahme das alte Stellwerk von ca. 1855.

Hiermit enden vorerst die Aufnahmen aus dem Zug heraus. Der Diafilm hat die Ordnungsnummer 18/36 überschritten. Halbzeit könnte man meinen, und doch kann man es bildlich schneller zusammenfassen, da in Folge einige Bilder gleichen oder nahezu gleichen Motivs geschossen wurden.

Wir erreichen Kreuzberg

In Kreuzberg gab es ausreichend Aufenthalt, da die Lok zum Wasserfassen musste. Es versteht sich von selbst, dass dies nicht ohne Kamera geschah. Ein paar der folgenden Aufnahmen zeigen das Treiben in Kreuzberg.

Kreuzberg ist wohl nicht ohne Grund als Zielbahnhof gewählt worden. Die Strecke von Remagen wurde 1901 für den Personenverkehr bis Kreuzberg freigegeben. In Kreuzberg selbst entstand zu Zeiten des Ersten Weltkriegs ein für eine Nebenbahn stattliches Bahnbetriebswerk. Die militärische Führung hat den Nutzen der Eisenbahn erkannt und wollte diesen für den Feldzug gegen die Franzosen nutzen.

Kaum zu glauben, aber mein Vater hat nicht ein Foto von Zustand des BW an diesem Tage gemacht. Allerdings hat er es zu anderer Zeit getan, und hierzu wird es auch noch einen Artikel geben. Weitere, deutlich tiefer gehende Informationen zum ehemaligen Bahnbetriebswerk Kreuzberg mit seiner Drehscheibe, dem Lokschuppen und den Versorgungseinrichtungen gibt es auf der folgenden Seite:

http://www.bw-kreuzberg.de/

Widmen wir uns wieder unserem Sonderzug:

In den 70er Jahren ist das BW Kreuzberg zurück gebaut wurden. Mit dem Einsatz von Diesel wurden die Versorgungseinrichtungen für die Dampflok obsolet. Glücklicherweise konnte 24 009 am 09.06.1973 noch einen ausreichenden Schluck Wasser für die Rückfahrt mitnehmen.

Und auch für das Bekohlen von 24 009 waren noch Einrichtungen vorhanden. Wie hätte sie auch sonst die ganze Woche vom 09.06. – 15.06. durchhalten sollen?

Überspringen wir nun ein paar Bilder und schauen, wie 24 009 gerade umsetzt. Tender voran wird es zurück nach Bad Neuenahr gehen.

Rückfahrt nach Bad Neuenahr

Nachdem der Zug wieder bestiegen wurde, standen für die Rückfahrt von Kreuzberg nach Altenahr noch genau drei Aufnahmen auf dem DIA-Film zur Verfügung. Die Rückfahrt zeigt auf diesen drei Bildern noch einmal eindrucksvoll das besondere Flair der Ahrtalbahn. Mit 36 Aufnahmen hat mein Vater diese Sonderfahrt im Juni 1973 mit genau einem DIA-Film in seiner Minolta begleitet. Erstaunlich dass man diesen Tag 45 Jahre später noch so detailliert nachzeichnen kann, auch wenn man selbst erst 8 Jahre nachdem die Aufnahmen entstanden sind, geboren ist, und darüber hinaus zwar das ein oder andere mal im Ahrtal war, aber alles andere als ortskundig ist.

Als erstes Bild der Rückfahrt sehen wir den Zug auf der Eisenbahnbrücke über die Ahr zwischen Kreuzberg und Altenahr. Auf dem Foto gut zu erkennen ist wieder das alte Stellwerk, welches schon bei der Hinfahrt Motiv stand. Die Schrankenbäume sind gefallen und der Zug kann die Straße queren. Offenkundig war das Ahrtal auch schon in den 70ern äußerst beliebt bei den Zweiradfreuden.

Die nächste Aufnahme war nicht so einfach zu lokalisieren, aber mutmaßlich handelt es sich um eine Mitfahrt-Aufnahme hinter dem Tunnel in Höhe Mayschoß. Der Zug quert erneut die Ahr.

Die letzte Aufnahme zeigt den Zug vermutlich wieder in Höhe Walporzheim.

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Kartenansicht

Die Kartenansicht enthält alle Bilder, zu denen Standorte bekannt oder rekonstruierbar sind. Da es sich um historische Aufnahmen handelt, sind dies natürlich Näherungswerte und nicht auf den Meter genau.

2 Kommentare

  • Ulrich Stumm schrieb
    | » Antworten

    Hallo Herr Gerhards,

    ein super toller Artikel über die Fahrt der BR 24 im Jahre 1973 im Ahrtal. Ich wohne in Heimersheim/Ahr und bin begeistert, so eine Qualität und aufgearbeiteten Artikel im Internet zu finden.

    Kleine Anmerkung:
    Bild 18 zeigt den Zug bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof Altenahr Richtun Kreuzberg. Der Text zum Bild spricht von der Einfahrt.

    In der Stecknadel bei Google Maps habe Sie den Text auch korrekt angegeben:
    „24 009 bei der Ausfahrt aus Altenahr. Auf dem Bild ist das alte Stellwerk von Altenahr zu sehen. Die Aufnahme stammt vom 09.06.1973. Anlass war der Pendel-Sonderverkehr von Dampflok 24 009 des Eisenbahn Kuriers unter dem Motto „Fahrt in die goldenen Zwanziger Jahre““

    Bild 35 zeigt im Hintergrund den Ort Rech, somit haben Sie das Bild richtig lokalisiert.
    Vor der Lok links kann man die Straßenunterführung (Brüstungsmauer) erkennen.

    Ich würde mich freuen, wenn Sie noch einen Artikel zum Bw Kreuzberg erstellen könnten, falls es noch Bildmaterial dazu gibt.

    Viele Grüße & Danke für Ihre Arbeit/Zeit
    Ulrich

    • Danke für die Blumen. Diesen Artikel auszuarbeiten hat auch besondere Freude bereitet. Über die Strecke, als auch das Bw Kreuzberg wird es noch den einen oder anderen Artikel geben. Derzeit befinde ich mich mit der Aufarbeitung des Archivs allerdings erstmal voll in den 90ern – doch auch da wird diese Strecke vertreten sein (mit 64 491 und erneut 24 009).

      Sonnige Grüße in die Eifel,
      Armin


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