094 540-2 von Dillenburg nach Gönnern

Abschied von der Dampflok im Scheldetal

Es gibt DIA-Serien und es gibt DIA-Serien. Die Serie von der letzen Dampflokfahrt im Scheldetal von Dillenburg nach Gönnern erfreut den Archivar. Auch 45 Jahre später zeigt sich der Kodak Safety Film von guter Qualität. Nach und nach trudeln auch die noch fehlenden Bilder der Serie ein – sie stechen zumindest teilweise ob ihrer Qualität gerade zu ins Auge aus dem Konglomerat bislang unbekannter DIAs.

Und doch stellt diese Serie den Archivar vor eine schwierige Aufgabe: Fotostandpunkte einer Strecke die noch existiert wiederzufinden ist schwer genug, wenn man selbst nie dort war. Wenn die Strecke nicht mehr existiert, wird es schon komplizierter. Bei der Scheldetalbahn von Dillenburg nach Gönnern ist es noch aufwändiger: Bereiche sind überbaut und ehemalige Einschnitte verfüllt worden. Mal sehen wie viele Standorte man heute noch rekonstruieren kann.

Der erste Standort des Bildes oben ist nicht schwer, 094 540-2 steht natürlich auf der Drehscheibe im Bw Dillenburg und zeigt sich sehr herausgeputzt für die Abschiedsfahrt. Eine weitere Aufnahme zeigt sich beim Rangieren vom Bw in den Bahnhof Dillenburg, wo sie vor den Zug gespannt wurde.

Eine Aufnahme von der Abfahrt aus Dillenburg gibt es nicht. Viel mehr hat man sich wohl zügig auf den Weg nach Niederscheld gemacht, um an einem interessanten Standort den Zug ablichten zu können. Wie der Aufnahme zu entnehmen ist war man nicht alleine damit die Lok nebst Zug auf dem Viadukt Niederscheld abzulichten. Damit raubt sich der Fotograf, wenn er eine kritische Menge überschreitet, einmal mehr selbst das Motiv. Und es ist eine typische Aufnahme aus den Händen meines Vaters, dass er die Szenerie im Ganzen festhielt, statt nur Lok + Viaduktbogen.

Wenn man anhand des Bildes, wo der Sonderzug um Lok 04 540-2 gerade das Viadukt bei Niederscheld in Dillenburg überquert, eines über die frühen 70er Jahre sagen kann, dann die wahre Verbundenheit zur Autofarbe beige. Vom selben Stanpunkt aus gibt es noch einen Nachschuss auf den Zug. Immerhin: Die Farbvarianten der Autolackierungen werden geradezu revolutionär experimentell! Allerdings ist der Zug nicht komplett drauf und das Bild somit praktisch zerstört. Für jemanden, der bereits seit den frühen 60ern fotografiert eigentlich ein unverzeihlicher Fehler und nur damit zu erklären, dass man es sicherlich eilig hatte um den Zug zu verfolgen.

Die nächste Aufnahme ist was den Aufnahmestandort angeht nicht wirklich geraten, aber auch weit davon entfernt eine zielsichere Angabe gemacht zu haben. Mutmaßlich befindet sich der Zug in Oberscheld / Herrenberg, und es wurde nur kurz für die Aufnahme gehalten, um rechtzeitig auf der Steilstrecke vor Hitzenhain den Zug erwarten zu dürfen.

Was Hitzenhain angeht, so ging die Rechnung auf sich nicht allzu ausführlich dem Zug in Oberscheld zu widmen. Man hatte sich rechtzeitig positionieren können und 094 540-2 bedankt sich recht freundlich mit der Dampfpfeife. Die wirklich markante Steigung an dieser Stelle, die seit jeher spezielles Lokmaterial benötigte, wird auf der Aufnahme allerdings kaum deutlich.

Nein, natürlich wurde die Dampfpfeife nur gezogen um heranrasende Traktoren, die noch über den Bahnübergang rechts im Bild wollen, zu warnen.

Die nächsten und letzten beiden Aufnahmen zeigen den Zug bereits in Gönnern. Warum auf dem ersten derer die Lok vorne und hinten abgeschnitten wurde erfährt der Betrachter nicht. Vermutlich war mal wieder zu wenig Platz um mit der Festbrennweite ausreichenden Abstand zum Motiv zu bekommen.

Die zweite Aufnahme ist auch merkwürdig, zeigt sie doch einen „Nachschuss“ auf einen stehenden Zug.

Der Grund dieser Sonderfahrt wird dann noch in Gönnern feierlich eingeweiht: Das Lokdenkmal um 94 1538. Sie, und das ist das schöne Ende der Geschichte, steht heute nicht mehr auf dem Sockel sondern soll bald wieder dampfen. Auf der letzten Aufnahme des Artikels sehen wir sie noch als Denkmal; fast schon modellbauartig durch die satten Farben:

Was wurde aus 94 1538?

Wie das bei Denkmälern so ist: Pflegt man sie nicht, verkommen sie. 94 1538 war 1997 in betrüblichem Zustand, als sie in Gönnern wieder vom Sockel geholt wurde. Sie wurde nach Meiningen gebracht und aufgearbeitet und durfte als einzige Lok ihrer Baureihe zahlreiche Sonderfahrten bestreiten. 2012 erlitt sie einen Kesselschaden und wird derzeit wieder aufgearbeitet.

Was wurde aus 94 1539?

Nachdem sie ihre Abschiedsfahrt von Dillenburg nach Gönnern erfolgreich absolviert hat wurde sie in Dillenburg nicht mehr gebraucht. Man verbrachte sie bereits tagsdrauf nach Emden, wo sie nur wenige Zeit später z-gestellt, ausgemustert und schließlich verschrottet wurde.

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Kartenansicht

Die Kartenansicht enthält alle Bilder, zu denen Standorte bekannt oder rekonstruierbar sind. Da es sich um historische Aufnahmen handelt, sind dies natürlich Näherungswerte und nicht auf den Meter genau.

Ein Kommentar

  • Ulrich Gail schrieb
    | » Antworten

    Sehr schöne Fotos von der Sonderfahrt auf der Scheldetalbahn. Als 12 jähriger war ich damals selbst bei der Sonderfahrt dabei. Leider mangelte es bei mir an Fotoaufnahmen. Trotzdem ist es bis heute ein unvergessliches Ereignis. Vielen Dank für die Fotos und für Ihre Mühe das Erbe Ihres Vater zu bewahren. Ich weiß um die Mühen die sie haben!! Ich wünsche Ihen weiterhin noc viel Erfolg!!
    Herzliche Grüße aus dem Dillenburger Land


Ich habe alles gegeben, jetzt bist Du am Zug!

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