38 2383 auf Abschiedstour auf Oberbergischer Strecke

Das vorläufige Ende der Preußischen P8

1972 war das Ende der P8 38 2383 seitens der DB bereits besiegelt. Im Frühsommer des Jahres begab sie sich noch einmal auf Deutschlandtournee, um sich gebührend zu verabschieden und bei nicht wenigen für Wehmut zu sorgen. Ende Mai kam sie schließlich auch über die Oberbergische Strecke um im BW Dieringhausen Station zu machen.

Und zur Freude vieler kam sie mit ihrer alten Loknummer. Ihre ungeliebte EDV-Nummer war 038 382-8.

Zu dem Eingangbild kommen wir später. Gehen wir chronologisch vor. Die Oberbergische Strecke beginnt in Remscheid-Lennep, dem ehemaligen Bahnknotenpunkt, der seit jeher dem Remscheider Hauptbahnhof das Siegel als wichtigsten Bahnhof der Stadt erfolgreich streitig machte. Heute sind beide Bahnhöfe im Prinzip nur noch Haltepunkte für den S-Bahn Verkehr, aber das ist ein anderes Thema. Außerdem ist das heutige Gleis 1 das ehemalige Gleis 3. Das liegt an den umfangreichen Umbauarbeiten – oder besser gesagt Rückbauarbeiten – am Bahnhof im Jahr 2009.

Auf dem ersten Bild sehen wir 38 2383 bei schrecklichem Wetter im Bahnhof Lennep auf Gleis 1. Über die Wetterbedingungen an diesem Tage müssen wir keine weiteren Worte verlieren. Wohl aber über die Bildqualität. Denn wie schon häufiger zeigt sich auch in dieser Serie wie wichtig die vernünftige Lagerung der Bilder ist. Das erste Bild war über 40 Jahre im Sekretär verstaut und tauchte zufällig auf. Gerahmt, aber zwischen Fahrkarten und anderem Krimskrams.

Und nun beginnt das qualitative Drama. Nachdem 38 2383 den Bahnhof verlassen hat, begegnet sie wieder hinter dem ehemaligen Bahnhof Bergisch-Born. Die zweigleisige Strecke teilte sich hinter dem Bahnhof auf die Strecke Richtung Opladen, sowie in abknickender Form Richtung Oberbergisches Land / Gummersbach / Marienheide. Hierbei erwischen wir gerade 38 2383.

Der Bahnhof Bergisch-Born sowie die gesamte Strecke ist längst Geschichte. Nachdem mit 64 491 am 30.12.1995 das letzte mal ein Sonderzug die Strecke befuhr, wurde sie auch für den Güterverkehr aufgegeben. Es hatte bis dahin noch sporadischen Güterverkehr zwischen Bergisch-Born und Lennep gegeben. Mitte der 90er war dann Schluss und auf der Strecke wuchsen die Birken vor sich hin.

In den 2000er Jahren wurde dann hier, wie auf so vielen Nebenbahnen, die Schiene zur Trasse für Fahrrad und Inline-Skates. Das Angebot wird gut angenommen, auch wenn es, je nach Fahrtrichtung, permanent bergauf geht.

Von dem Fotostandpunkt gibt es auch noch einen Nachschuss, der aus dokumentarischer Sicht mit in den Artikel einfließen soll:

Die Bildqualität – nahezu der gesamten Serie – könnte natürlich deutlich besser sein. Das Wetter hätte es auch ruhig sein dürfen. Mit in den Artikel hat es das Bild aber geschafft, da es den Kontrast Remscheids gut zeigt. Denn damals wie heute: Westlich der A1 hat man städtisches und industrielles Treiben, während es östlich der A1 sehr schnell ländlich wird. Auf dem Bild sehen wir die damals typischen Telegrafenmasten und die eingleisige Nebenbahn ins Grüne. Schade dass das DIA keine höhere Qualität hergibt.

Als nächstes begegnet uns 38 2383 bereits in Hämmern. Hämmern ist ein Vorort von Wipperfürth. Für eine Verfolgung wäre ein näherer Standpunkt, z.B. Hückeswagen, nur unter kompletter Missachtung sämtlicher Verkehrsregeln möglich, und auch dann eher nicht mit einem Renault R4. Außerdem darf man nicht vergessen, dass der 28.05.1972 ein Sonntag war, der bekanntlich seit jeher Menschen dazu einlädt gemächlich ihr Auto Gassi zu führen, und seit jeher meinem Vater ein tiefes Seufzen abverlangte, gepaart mit einigen paffenden Pfeifenzügen zur Beruhigung.

Gab es noch letzte Zweifel, ist spätestens mit diesem Bild klar, dass es mal wieder für das Fotografieren sehr ungünstiges Wetter war. Glücklicherweise haben wir die qualitativ schlechtesten Bilder jetzt fast hinter uns. Am unteren Rand beider Bilder sehen wir übrigens die dort noch beschaulich ruhige Wupper, die erst in Wipperfürth zu ihrem Namen Wupper kommt und zuvor noch Wipper heißt. Interessant auf dem ersten der beiden Bilder ist der doppelte Knick der Wupper, ein eindrücklich zeigt wie ruhig die Wupper hier fließt.

Haltepunkt Wipperfürth Ost

Der ehemalige Haltepunkt Wipperfürth Ost lag unmittelbar hinter dem Bahnübergang der Lüdenscheider Str. und somit kommen wir zum Eingangsbild des Artikels. Markant ist vor allem das abgeschnittene Gebäude links der Trasse, Lüdenscheider Str. 77, welches in Teilen der Trasse weichen musste.

Wipperfürth Ost liegt in der Kilometrierung ab Lennep bereits hinter Wipperfürth Bf.. Der Zug überquert am beschrankten Bahnübergang die Lüdenscheider Str. und macht sich auf den Weg nach Marienheide. Gehalten wurde in Wipperfürth Ost natürlich nicht. Rechts neben der Lok sieht man den bereits genannten Renault R4 meines Vaters, der ihn zu dieser Zeit zur Bahn brachte. Ein weiteres Foto wurde auf 4×4 festgehalten, was aufgrund seiner Qualität auch nicht vorenthalten werden darf. Vor allem natürlich auch deshalb, weil das Bild noch mal deutlicher die luxuriöse Ausstattung des ehemaligen Haltepunkts zeigt.

Ein- und ausgestiegen sind hier vor allem die Schüler des nahen Gymnasiums zu linker Hand des Fotografen (nicht im Bild). Mit einer schwer zu überbietenden Unterstellmöglichkeit wird auch hier deutlich wie viel uns schon damals unser Nachwuchs wert war. Die Häuserzeile rechts steht so heute nicht mehr.

Ohl-Rönsahl – Oberbergische Idylle zwischen Wipperfürth und Marienheide

Kommen wir nun zu dem Bild, für das sich der ganze Artikel und auch die Tour gelohnt hat. Ein sehr beliebter Fotopunkt war die Steige bei Ohl-Rönsahl, wo im Laufe der Jahre einige Sonderfahrten abgelichtet wurden und praktisch deckungsgleiche Bilder entstanden. Der Wettergott meinte es an diesem Tage gut und schenkte genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort einen lichten Moment an dem sonst verhangenen und verregneten Maisonntag.

Hiervon gibt es auch noch einen Nachschuss. Ich nenne ihn „Zwei Schritte“, denn diese hätten wohl gereicht um den störenden Pfosten hinter sich zu lassen und vielleicht eine etwas schmeichelhaftere Bildkomposition auf Celluloid zu bannen. Als geübter Pixelschubser hätte ich den Pfosten natürlich operativ entfernen können, unzählige Farbstörungen musste ich ohnehin entfernen. Aber ich lasse ihn als späte Genugtuung drin dass auch meinem Vater, der meine Fotos mit kritischem Auge zu betrachten wusste, derartige Dinge passiert sind.

Rechts hinter den Bäumen schaut das Bahnhofsgebäude des ehemaligen Bahnhofs Ohl-Rönsahl hervor. Ohl als südlichste Ortschaft gehört noch so gerade zu Wipperfürth. Rönsahl wiederum ist eine Ortschaft etwas östlich des Bahnhofs und mit nicht mal 1000 Einwohnern überschaubar. Ein imposantes Bahnhofsgebäude bekamen die beiden Ortschaften dann dennoch im zweigleisigen Bahnhof Ohl-Rönsahl, der zwischen Marienheide und Wipperfürth so auch Begegnungsverkehr ermöglichte.  Schauen wir noch mal auf das Bild oben, so sehen wir einige Zeitgenossen im Bereich des Bahnhofs an der Trasse stehen. Eine dieser Personen – wer auch immer (mutmaßlich der jüngere Bruder meines Vaters) – stand dort bewaffnet mit der Mittelformatkamera meines Vaters und mit gutem Auge gelang eine weitere hervorragende 4×4 Aufnahme. Diese musste ich allerdings etwas zurechtschneiden um unliebsame Schultern zu entfernen. Der Komposition tut dies keinen Abbruch:

Die nächste Aufnahme hingegen wirkt wieder wie von einer ganz anderen Serie, so sehr machte das Licht einen Strich durch die Rechnung. Und doch ist es der selbe Zug, der auf der Aufnahme gerade bei der Einfahrt in Gummersbach abgelichtet wurde. Sehr schön ist zu sehen, wie der Regler der Dampflok unmittelbar vor dem Auslösen der Kamera geschlossen wurde. Das bescheidene Licht, und die damit auf dem DIA verhältnismäßig vielen dunklen Bildanteile haben im Laufe der Zeit dem DIA nicht gut getan. Der Vollständigkeit halber seien sie dennoch mit in die Serie hier aufgenommen- nach der elektronischen Bildbearbeitung natürlich.

Exkurs Gummersbach: Das Bw Dieringhausen

Südlich von Gummersbach befindet sich das Bw Dieringhausen, sozusagen ein Oberbergischer Außenposten. Zu dieser Zeit war dort noch das Bahnbetriebswerk aktiv, welches nach einem geschwungenen Streckenverlauf direkt nach Gummersbach Bf. aufwartet. Heute ist das BW Dieringhausen ein Museum der IG Bw Dieringhausen. Große bedeutende Teile des ehemaligen Bahnbetriebswerks konnten erhalten werden. Dazu zählt vor allem natürlich der Lokschuppen mit 11 Ständen sowie die dazu gehörige Drehscheibe. In dem Lokschuppen ist allerhand Lokmaterial ausgestellt. Mit dem Bergischen Löwen werden während der Saison Sonderfahrten organisiert.

Das nächste Bild der Serie fehlt leider (noch). Die Bilder wurden alle auf Kodak Ectrachrome geschossen. Dieser Film zeigt pro DIA eine einstellige Filmnummer an. Hier ist in Gummersbach bei 12 Schluss, bei 14 geht es weiter. Von Gummersbach führt die Strecke immer an der Agger entlang und mündet bei Köln-Gremberg am Rhein. Bei Bild 14 sind wir bereits in Leichlingen und haben das Oberbergische längst hinter uns gelassen.

Hiervon gibt es auch noch einen Nachschuss mit Begegnungsverkehr. 38 2383 trifft auf eine V100, die vermutlich gerade einen Nahverkehrszug nach Leichlingen zieht.

Es ist anzunehmen dass von dieser Serie noch weitere Bilder auftauchen werden. Diese werden dann nach und nach ergänzt.

 

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Die Kartenansicht enthält alle Bilder, zu denen Standorte bekannt oder rekonstruierbar sind. Da es sich um historische Aufnahmen handelt, sind dies natürlich Näherungswerte und nicht auf den Meter genau.

5 Kommentare

  • Sehr schöner Beitrag! Ich bin gerade dabei auch einige Dias dieser Fahrt zu scannen. Ich glaueb ich habe ein Bild mit hellblauem R4 und der Dampflok. Wenn Interesse besteht einfach melden.
    Gruß aus dem Hunsrück

  • Hallo Armin,

    auch hier: Eine feine Seite, nicht nur dieser Beitrag hier, danke für den Link auf FB. Noch ein Hinweis: Die der Einfahrt Dieringhausen zugedachte Fotografie zeigt m.E. Gummersbach selbst mit dem Oberbergischen Dom (ev. Kirche) rechts im Bild. Links im Anschnitt eine Halle vom ehemaligen Steinmüller. Da sieht jetzt nur nichts mehr so aus wie früher. Nur der Ker(r)berg im Hintergrund, der Gleisbogen und den Kirchturm ist geblieben.

    • Und natürlich noch viele Grüße
      Heiko

    • Hallo Heiko,

      du hast natürlich recht! Gerade den Bereich habe ich x-mal umgeschrieben und am Ende kam das richtige Foto und der falsche Ort heraus, nachdem ich mich erst am falschen Foto am falschen Ort und am falschen Foto am richtigen Ort versucht habe. Ich werde versuchen kurzfristig das richtige Foto am richtigen Ort zu beschreiben. Dank Deiner Hilfe sollte das nun nicht mehr so schwer werden. 😉

      Bestes
      Armin


Ich habe alles gegeben, jetzt bist Du am Zug!

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