Historisches der Brohltalbahn

Güterverkehr auf Schmalspur vom Rhein in die Eifel

1971 ist das Jahr, in dem die fotografische Herrlichkeit auf die Schmalspurbahnen ausgeweitet wurde. Die Bilder der 1000mm Brohltalbahn gehören hierbei mit zu den ältesten Schmalspurbildern, die mein Vater selbst geschossen, und damals noch im eigenen Fotolabor selbst entwickelt hat. Sie liegen mir heute noch als Papierbild vor – und mit diesem Artikel jetzt der Öffentlichkeit.

Der Vorteil der Papierbilder im Archiv ist, dass sie im Gegensatz zu den Dias viel besser beschriftet sind, da sie stets sauber abgeheftet archiviert wurden. So bleibt für mich auch der Rückschluss möglich, dass die Bilder dieses Artikels hier gar nicht das primäre Ziel waren. Viel mehr wurde der Brohltalbahn ein Besuch abgestattet, weil man ohnehin gerade in der Gegend mit der Kamera unterwegs war. Die Brohltalbahn sollte bis zuletzt aber ein immer wieder gerne angesteuertes Ziel meines Vaters bleiben, und so wird es zum Abschluss dieses Projekts hier wohl einige Hundert Fotos vom Vulkan-Express, der Brohltalbahn, auf Posten 17 geben. Leider ist die Qualität der ersten Bilder zur Brohltalbahn im Archiv stark limitiert, der Vollständigkeit halber gehören sie dennoch auf die Seite, weil sie den Startschuss der Schmalspurbilder markieren – bis ich noch ältere finde.

Bahnhof Brohl B.E. der Brohltalbahn

Beim ersten Bild oben stehen wir am Ausgangspunkt praktisch aller Exkursionen zur Brohltalbahnn, nämlich in Brohl-Lützing am Bahnhof Brohl B.E., der noch immer Ausgangspunkt und Herzstück auch der heutigen Brohltalbahn ist. Mit Rheinhafen und Güterumschlag ging es schon vor 100 Jahren von hier über Brücken und durch Tunnel hoch in die Eifel und von der Eifel herunter nach Brohl B.E. zum Rhein in die Welt. Primäre Verkehrsgüter waren die im Brohltal abgebauen vulkanischen Gesteine und Mineralien. Ein Blick gen Süden in den Kopfbahnhof offenbart den für den Fotografen schwierigen Standort des Bahnhofs. Er liegt dicht bewachsen am Hang und meist trübt Gegenlicht die Freude. Hat man kein Gegenlicht, liegt die Lok oder der Zug im Schatten.

Die Kreuzungsweiche ist heute noch immer vorhanden. Aus dem Bild heraus nach rechts (in Fahrtrichtung links) geht es hoch in die Eifel auf die eigentliche Brohltalbahn / den Vulkan-Express. Nach links bzw. Fahrtrichtung rechts geht es zum einen zur Betriebsstätte und den Betriebshallen, zum anderen aber hinab runter zum Hafen Brohl, dem Umladebahnhof sowie der linksrheinischen Normalspurstrecke. Hierbei wird zunächst die B414 unterquert, dann die Bahnhofsstraße überquert, zudem die linksrheinische Strecke überquert um dann rechts der linksrheinischen Strecke im Hafenbereich zu münden. In weiteren Artikeln wird hierauf noch detailliert Bezug genommen.

Schauen wir weiter gen Süden in die Kopfgleise von Brohl B.E.. Dort hat sich Diesellok D2 aufgemacht um sich zum Portrait zu positionieren. Ein Angebot welches man nicht ausschlagen kann. Ganz typisch geben die Türen den Blick in den Motorraum frei. Ein Motiv welches ich im Archiv noch häufiger antreffen sollte.

Mit einem letzten Bild verabschieden wir uns für diesen Artikel aus Brohl B.E.. Wir sehen noch mal Diesellok D2, die sich gerade mit einem Güterzüg auf den Weg hoch Richtung Burgbrohl Bf macht.

Von Brohl B.E. nach Burgbrohl

Dass die Zugverfolgung auch schon damals mit den noch bescheidenen motorisierten Möglichkeiten ein Thema war, beweist diese Serie. Wir sehen den Zug nämlich schon wenige Kilometer weiter auf freier Strecke am Bahnübergang bei der Überquerung der B412 zwischen Burgbrohl und Brohl-Lützing.

Einer Schmalspurbahn angemessen geht es gemächlich zu. Deshalb ist ein weiteres Bild möglich gewesen, welches den Zug nun von der anderen Seite aus zeigt, wenig Hundert Meter nach dem Bahnübergang. Wie die ausgefressenen Lichter auf dem kontrastreichen Bild verraten scheint es ein sonniger Tag gewesen zu sein, dieser 03.07.1971.

Tönissteiner Viadukt

Der Zug macht sich nun auf den Weg in Richtung Tönisstein. Dem Orts- und Streckenkundigen ist natürlich sofort klar was das nächste Bild zeigt. In Tönisstein befindet sich das Tönissteiner Vidadukt, auf welchem die Brohltalbahn die Talsohle überquert. Mit einer Länge von 120m und weiten Viaduktbögen gehört sie zu den beliebtesten Punkten der Strecke für Fotografen. Natürlich wurde auch mir als „Anhängsel des Vaters“ dieser Ort schon in früher Kindheit gewahr. Etliche Fotos hat mein Vater dort über die Jahre geschossen, das Folgende war wohl das Erste überhaupt, auch wenn man vom Viadukt selbst nicht allzu viel sieht und das Bild in Sachen Schärfe deutlich ausbaufähig ist. Es zeigt den verfolgten Güterzug bereits am Ende des Viadukts kurz bevor er in den mit 95m Länge einzigen Tunnel der Strecke einfährt. Damit verlässt der Zug auch gleichzeitig Brohl-Lützing und macht sich auf nach Burgbrohl.

Burgbrohl Bf.

Die folgenden und letzten Aufnahmen sind allesamt im Bereich Burgbrohl Bf. entstanden. Zunächst sehen wir erneut Diesellok D2, die gerade in den Bahnhof Burgbrohl Bf. einfährt. Rechts auf der Aufnahme kann man das bis heute erhaltene und gepflegte Empfangsgebäude von Burgbrohl erahnen.

Die genauen Rangieraktivitäten lassen sich heute kaum gewissenhaft rekonstruieren. Werfen wir deshalb zunächst einen etwas weitläufigeren Blick auf das Bahnhofsgelände in Burgbrohl. Wir sehen zum einen natürlich wieder einen Zug, diesmal jedoch nicht von Diesellok D2, sondern von der baugleichen Diesellok D3. Sie hat ebenfalls die Seitentüren des Motorraums geöffnet. War es wohl ein heißer Tag?

Außerdem sehen wir etwas mehr Details vom Bahnhofsgebäude. Der Baum steht heute übrigens noch immer in Burgbrohl. Gezogen wird von D3 neben einigen Schmalspurwaggons auch ein Regelspur-Kesselwagen, offensichtlich beschriftet mit „Kohlensäure“. Wer kennt nicht den Werbespruch „Trink Brohler, dann wird Dir wohler“? Hier im und rund um das Brohltal ist der Ursprung zahlreicher national bekannter Mineralwasser Hersteller, um mit „Tönissteiner Mineralbrunnen“, „Brohler“ oder „Sinziger“ nur drei zu nennen. Da ist es naheliegend dass man auf der Brohltalbahn auch Kesselwaggons mit Kohlensäure vorfindet.

Unmittelbar vor dieser Aufnahme dürfte die Folgende entstanden sein. Sie zeigt die Diesellok D3 der Brohltalbahn mit dem Zug in einer Nahaufnahme in der Weichenstraße. Das Bild gibt erste Details zum Westende des Bahnhofs frei.

Im Hintergrund des Bildes sehen wir die Brücke der Matthiasstraße, die in die Lindenstraße mündet. Sie verläuft komplett parallel zum Bahnhof. Ihr widmen wir uns noch später. Richten wir unseren Blick zunächst ein paar Grad weiter nach links in Richtung Bahnhof.

Dieser Bereich hat sich im Vergleich zu heute stark verändert was die Schmalspurgleise und Gleisanschlüsse angeht. Kurzum: Sie sind verschwunden. Dafür können Gäste der Brohltalbahn dort heute direkt an der Strecke parken. Das mag für den Fremdenverkehr praktisch sein doch liefert es leider in der Konsequenz auch ausbaufähigere Motive für den Fotografen, oder?

Die letzte Aufnahme des Artikels zur ersten Brohltalbahn Exkursion zeigt noch einmal Diesellok D3 vor dem Güterzüg im Bahnhof Burgbrohl.

Damit ist die Bilderserie zur Brohltalbahn vom 03.07.1971 zum Ende gekommen, was aber sicherlich nicht auf den Güterverkehr auf der Strecke an diesem Tage gilt. Außerdem gilt es zu erwähnen, dass die Brohltalbahn, die heute unter Vulkan-Express firmiert, nach einigen durchwachsenen Zeiten heute noch immer Güter transportiert und umschlägt. Neben einigen Weiteren Loks kommen hierbei bis heute die in diesem Artikel gezeigten und vor 46 Jahren abgelichteten Dieselloks zum Einsatz. Es handelt sich hierbei um Rangierloks der traditionsreichen aber mittlerweile nicht mehr existierenden Lokschmiede Orenstein und Koppel mit einer Leistung von 300ps bei einem Gewicht von 32 Tonnen und einer Länge von 7,14m.

Bekannt ist der Vulkan-Express aber sicher viel mehr aufgrund seiner Aktivitäten rund um die Dampflok-Sonderzüge. Hier gelang es nach jahrelanger Aufarbeitung 2016 jüngst die auf der Brohltalbahn heimische 11sm Mallet zu reaktivieren. Über Jahre konnte ich meinen Vater dabei beobachten, wie er tief in Gedanken versunken über die Brille schauend und an der Pfeife paffend vor der in Schutzlackierung gekleideten Lok stand und inne hielt. Schade dass er sie nicht mehr selbst hat fahren sehen können, wenngleich er immerhin der Presse und Youtube noch entnehmen konnte dass die Wiederinbetriebnahme nach 50 Jahren geglückt ist. Vielleicht fährt sie ja irgendwann auch auf seiner heimischen Gartenbahn in Echtdampf, die heute von „seiner Züchtung“ fortgeführt wird.

Hat Dir der Artikel gefallen? Mit einem Klick kannst Du mir eine Rückmeldung geben:

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne
(5,00/5, 2 Bewertungen)

Oder gibt es etwas zu beanstanden? Schreibe mir einen Kommentar!


Beim Klick auf den Einkaufswagen wirst Du zu PayPal weitergeleitet. Danke für Deine Wertschätzung für Posten17!


Sharing is caring
Unterstütze meine Arbeit in dem Du sie teilst!

Permalink (für Verlinkung): https://posten17.de/schmalspur/brohltalbahn-1971/

Kartenansicht

Die Kartenansicht enthält alle Bilder, zu denen Standorte bekannt oder rekonstruierbar sind. Da es sich um historische Aufnahmen handelt, sind dies natürlich Näherungswerte und nicht auf den Meter genau.

Ein Kommentar

  • Ein schöner Beitrag über die Brohltalbahn,
    die ich 1973 zum ersten mal auf dem Bremserstand eines Schotterwagen talab und auf einer der Dieselloks D1-D3 bergauf erleben durfte. leider hatte ich damals meinem SW-Fil von dieser fahrt- da noch keine Ahnung vom Fotografieren- vermurkst.

    Herzliche Grüße aus Koblenz

    Helmut Reichelt


Ich habe alles gegeben, jetzt bist Du am Zug!

Hast Du einen Fehler gefunden, eine Ergänzung oder möchtest Du einfach in Erinnerungen schwelgen und sie teilen? Teile sie mit!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert