Rangierbahnhof Oberhausen-Osterfeld Süd

Wo die Dampflok noch den Ton angab

Der Sommer 1973, das quillt geradezu aus dem Archiv, war ein sehr produktiver und ertragreicher Monat. Weite Teile des Ruhrgebiets wurden in diesem Monat abgeklappert und umfangreich dokumentiert.

Osterfeld stimmt den Chronisten zumindest ein wenig versöhnlich. Während dieser Foto um Foto feststellen muss, dass das Hobby seines Vaters vor allem unwillentlich darin bestand, den Niedergang der Bahn zu dokumentieren, gehört zumindest Osterfeld noch immer zu den größten Rangierbahnhöfen, die Deutschland zu bieten hat. Ganz anders sieht es ja im benachbarten Wedau aus. Dennoch hat auch der Zahn der Zeit und der Fortschritt im Wortsinn an Osterfeld genagt.

Dieses kann man direkt am Eingangbild verdeutlichen. Das schwarz verrußte Stellwerk 11 ging 2006 vom Netz. Allerdings existiert es als Gebäude noch auf dem Areal. Auf dem Bild kommt einem gerade gemächlich links des Stellwerks eine BR 44 entgegen, die einen Güterzug aus Osterfeld zieht, zumindest wenn man der Beschriftung des DIAs Vertrauen schenken darf – auch mit allen Tricks, welche die Bildbearbeitung so bietet, war die Loknummer nicht identifizierbar. Allerdings gibt direkt das nächste Bild eindeutig Aufschluss über die Lok. Es handelt sich um 44 353 unter ihrer EDV-Nummer 044 353-1.

Mit diesem Bild verlassen wir auch schon den Innenbereich des Rangierbahnhofs und bewegen uns in Richtung Westausgang von Osterfeld. Das dort befindliche Gleisdreieck verbindet Sterkrade, Ruhrort und Osterfeld miteinander. Ein hohes Aufkommen an Güterverkehr ist garantiert.

Folgende 44er war sofort zu identifizieren. Schwerer ist es da schon herauszufinden auf welcher Höhe sie zum Zeitpunkt des Fotos genau stand.

Ebenfalls „mitten auf dem Areal“ entstand diese Aufnahme. Sie zeigt 44 1322 mit offensichtlich neu lackierten oder zumindest zum Rest der Lok gepflegtem Rot der Umlaufbleche.

In der Fliegerei nennt man markante Bebauung Landmarke. Sie hilft immens, den genauen Ort einer Aufnahme zu bestimmen und Orientierung zu bekommen. Je größer und einmaliger eine solche Landmarke ist, umso einfacher ist es natürlich sie zu finden und zu identifizieren.

Wenn etwas eine Landmarke ist, dann ist es ganz bestimmt der Gasometer in Oberhausen – auch wenn er nicht ganz so einmalig von der Form her ist. Dennoch besteht kein Zweifel, dass die folgende Aufnahme am Westausgang von Osterfeld angefertigt wurde. Zu dieser Zeit war der Gasometer, der heute in kultureller Verwendung immer wieder verschiedene Ausstellungen beheimatet, noch Teil der Gutehoffnungshütte und in seiner eigentlichen Verwendung genutzt. Die Gutehoffnungshütte lag südlich von Osterfeld. Getrennt wurden die beiden Orte durch die Emscher, den Rhein-Herne-Kanal sowie die A42. „Wurden“, denn die Gutehoffnungshütte ist Geschichte. Heute findet man dort das Centro Oberhausen.

Auf der Aufnahme sehen wir 50 2789 mit ihrer EDV Nummer 052 789-6 das westliche Ende des Rangierbahnhofs passieren. Sie befindet sich auf dem äußersten Gleis und steuert somit, je nachdem wie die Weichen im wenige 100m nach dem Aufnahmeort befindlichen Gleisdreieck gestellt sind, auf dem Weg nach Sterkrade oder Ruhrort. Die Brille des Lokführers verdient auf jeden Fall die Höchstpunktzahl!

Für die nächsten Bilder wechseln wir auf die andere Seite der Gleise, bleiben aber am Westende Osterfelds. Das nächste historische Bild der Serie wirkt auf mich wie gemalt. Es könnte auch aus einem Werbekatalog von Märklin in den 50er Jahren stammen. Wir befinden uns am Westeingang zu Osterfeld und sehen den Lokführer auf 50 1300 mit seinem Zug aus Ruhrort kommend aus dem Fenster auf die Strecke schauen. Zu dem Zeitpunkt befördert er einen interessanten Güterzug, denn zumindest die ersten vier Waggons sind alle unterschiedlichen Typs.

Von dieser Begegnung fertigte mein Vater noch einen Nachschuss an. Darauf kann man schön den alten, gedeckten Güterwaggon erkennen.

Ich bin sicher, dass es sich beim nächsten Bild lediglich um Beifang handelt. Die gegebene Historizität erlaubt aber durchaus eine Veröffentlichung. Es zeigt vermutlich eine E41, die auf dem Gleis Richtung Sterkrade Oberhausen-Osterfeld verlässt. Sie zieht dabei einen Personenzug, dessen Zuglauftaftel auch bei größter Anstrengung nicht zu entziffern sind. Es gibt auch keine weitere Beschriftung am DIA. Die Wohnbebauung rechts hinter der Trasse ist noch vorhanden.

An selbigem Fotopunkt kam auch noch 50 1779 vorbei, die ebenfalls von Ruhrort aus Osterfeld ansteuerte und auf ihren Flachwagen allerhand Stahl geladen hat.

Das folgende Bild stammt vermutlich nicht direkt aus der Serie, war aber einsam so ganz alleine und unbeschriftet. Da es vom selben Standpunkt geschossen wurde, habe ich es mit dazu gepackt. Das Wetter war allerdings schon einmal besser. Wir sehen einen Lz mit 044 316-8 und weiterer, unbekannter 44er.

Für die nächsten beiden Aufnahmen wechseln wir noch einmal die Seite und gehen ein paar Schritte weiter Richtung Osterfeld. Unser Blick fällt wieder auf den Gasometer jenseits der Emscher. Im Vordergrund sehen wir, wie ein paar Rungenwagen aus Osterfeld gezogen werden. Die nicht zu identifizierende Lok fährt dabei Tender voran.

Ein weiteres Bild zeigt 44 557 von Ruhrort kommend. Natürlich trägt auch sie ihre EDV-Nummer: 044 557-5. Vor der Lok kündet das weiße Schild „Oberhausen-Osterfeld-Süd“ an, allerdings ist die Beschriftung auf dem Bild nicht lesbar.

Die beiden letzten Bilder machen stark den Eindruck eines Nachschusses, doch fehlt bislang von Motiven mit Frontalansicht jede Spur. Mal sehen was im Archiv noch so alles ans Tageslicht geführt wird.

 

Zum Abschluss noch ein Bild der persönlichen Genugtuung- ohne jeden weiteren Kommentar.

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Die Kartenansicht enthält alle Bilder, zu denen Standorte bekannt oder rekonstruierbar sind. Da es sich um historische Aufnahmen handelt, sind dies natürlich Näherungswerte und nicht auf den Meter genau.

5 Kommentare

  • Gibt es unter den vielen Dias von deinem Vater noch mehr Aufnahmen von Osterfeld b.z.w. von Wedau. Bei den Aufnahmen von deinem Vater gefällt mir besonders das er auch das Geschehen ausserhalb der Bahnbetriebswerke fotografiert hat. Also ich könnte noch Bilder über Wedau und Osterfeld gebrauchen für meine Webseiten über diese beiden Rangierbahnhöfe.

    Gruss Jörg Baumann

    • In Osterfeld war er häufig. Da wird noch eine ganze Menge kommen.
      Was Wedau angeht, da sehe ich im Moment nicht so viel.
      Ich habe allerdings auch noch kein 4×4 oder 6×6 Mittelformat Filmstreifen angefasst, und auch noch kein Negativ. Was da noch kommt wird sich zeigen. Und was auf den Super8 „Ruhrgebiet 19xx“ Spulen ist? Auch ich bin gespannt. 🙂

  • Peter Diesterhöft schrieb
    | » Antworten

    Moin,
    ich habe mit gr0ßen Interesse Ihre Seite gelesen.
    Zu der Aufnahme an der westl. Ausfahrt mit der 052 789-5 meine ich im Hintergrund die
    nicht mehr existierende Kokerei mit Osterfeld zu sehen. Den Gasometer gibt’s leider auch
    nicht mehr. Weiterhin sieht man rechts im Hintergrund ein Teil vom Stw. OST und im Flachbau die Signalwerkstatt. Vielleicht konnte ich Ihnen mit meiner kleinen Anmerkung helfen.
    Schöne Grüße
    Peter Diesterhöft

    • Hallo Herr Diesterhöft,

      vielen Dank für Ihren Kommentar. Heute kann man ja noch Rudimente der alten Kokerei erkennen.
      Als ich den Artikel schrieb war mir das gar nicht klar dass es da noch einen Gasometer in unmittelbarer Nähe gab.
      Vor allem für einen der nächsten Artikel zu Osterfeld ist Ihre Anmerkung Gold wert!

      Beste Grüße
      Armin Gerhardts

  • Die 44553 steht in Höhe der Hochstrasse/Märķische Strasse


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