Karsamstagfahrt der FEK mit 50 2222 durchs Oberbergische

Von Dieringhausen über die Oberbergische Strecke nach Bochum-Dahlhausen

Der guten Tradition folgend hat der Freundeskreis Eisenbahn Köln e.V., kurz FEK, auch im Jahr 1975 die Karsamstagsfahrt veranstaltet. Von Köln ging es über Dieringhausen und die Oberbergische Strecke schließlich ins Ruhrgebiet zum Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen.

Und auch wenn die Serie vor allem bei den Winterbildern heute nicht mehr unbedingt die beste Qualität hat und Restaurationsarbeit nötig ist, so lohnt das Ergebnis dann doch. Vor allem auch deshalb, weil mit über 5 Minuten Super 8 Material die Fahrt auch in bewegten Bildern an interessanten und nicht ganz so häufig gesehenen Standorten dokumentiert wurde.

Kotthausen (Marienheide)

Das Titelbild zeigt die Ausfahrt aus Remscheid-Lennep. Dem widmen wir uns aber später. Spulen wir die Zeit noch etwas weiter zurück, so befinden wir uns noch vor dem Bahnhof Marienheide, genauer gesagt im tiefen Einschnitt bei Kotthausen, was dem südlichsten Punkt von Marienheide entspricht und nördlich von Gummersbach liegt. Dem geschulten Auge fällt sofort die breite Trassierung auf. Tatsächlich sollte dieser Bereich einmal zweigleisig ausgebaut werden.

Für eine zweigleisige Trassierung bedarf es natürlich Gründe und die Strecke Hagen-Dieringhausen, auch bekannt als Volmetalbahn, ist im Gesamten nie eine Hauptstrecke gewesen, schon gar nicht „oben im Oberbergischen“ wie bei Kotthausen. Aber sie hätte es werden können, denn kurz vor dem Ersten Weltkrieg nahm der Verkehr derart zu, dass sie ohnehin als Alternativroute zur Rhein-Sieg-Strecke in Betracht kam. Um das zu verstehen muss man sich vergewissern, dass auch auf den Hauptstrecken früher bei Weitem nicht mit den Geschwindigkeiten gefahren werden konnte wie heutzutage. So waren auch die häufig verschlungenen und topografisch anspruchsvollen Nebenbahnen konkurrenzfähig. Den reinen Nahverkehrdienstleister in Form von Triebwagen sollten sie erst später werden, als die Hauptstrecken entsprechend zügiger befahren werden konnten.

Letztendlich ist es auch bei der Volmetalbahn nie zu einem zweigleisigen Ausbau gekommen.

Der tiefe Einschnitt bei Kotthausen

Eine ebenfalls durchaus interessante Randnotiz zum Bild vom Einschnitt vor Kotthausen ist, dass der durchaus ungewöhnlich tiefe Einschnitt an der Stelle, der auf dem Video (siehe unten) noch viel bessere Geltung erlangt, nicht von Ungefähr kommt. Schon beim Bau der Strecke von Marienheide nach Gummersbach als Teilstück der Verbindung von Hagen nach Dieringhausen (und weiter nach Köln) erwies sich diese Stelle hinter Kotthausen als problematisch, da der dort gebaute Tunnel mit seinen 380m Länge instabil war und schon bei der Bauzeit bröckelte. Versuche der Abstützung fruchteten nicht. 10 Jahre nach dem Bau schließlich entscheid man in der zuständigen Eisenbahndirektion Wuppertal den Berg abzutragen und aus dem Tunnel einen tiefen Einschnitt zu machen, was dann gegen 1907 geschah. Grundstücksbesitzer oberhalb des Tunnels wurden direkt und in bar ausbezahlt.

Doch auch das Abtragen sollte nicht der Weisheit letzter Schluss gewesen sein. Nun ist Hangrutsch ein Problem, der zuletzt 2011 zu Unterbrechungen des Bahnverkehrs führte, da umfangreiche Abstützmaßnahmen durchzuführen waren.

Vom einstigen Bahnhof Kotthausen und natürlich vom Tunnel ist heute nichts mehr vorhanden. Erinnern kann man sich allerdings noch im Internet, und und zwar bei:

50 2222 mit Rheingold auf der Wippertalbahn

Marienheide war zu dem Zeitpunkt noch ein Bahnknotenpunkt. Von dort ging es zum einen über die Volmetalbahn weiter nach Meinerzhagen. Die Strecke zweigt bis heute nördlich des Bahnhofs rechts ab. Geradeaus ging es zum anderen aber auch ab auf die Wippertalbahn, die die Verbindung zwischen Marienheide und Lennep darstellt. Heute ist die Wippertalbahn nur noch zu erradeln, das aber praktisch vollständig.

Wir sehen die Zug wieder, als er das Oberbergische gerade hinter sich gelassen hat. Genauer gesagt befinden wir uns auf der Steigungsstrecke von Hückeswagen hoch nach Bergisch Born. Der Zug hat den Tunnel vor Winterhagen in Fahrtrichtung Lennep gerade hinter sich gelassen und steuert auf den Hp Winterhagen zu. Heute ist dieser Bereich so kaum wiederzuerkennen.

Hinter dem Haltepunkt Winterhagen endete Hückeswagen und der Zug machte sich auf den Weg hoch die letzten Höhenmeter in Richtung Remscheid Bergisch-Born. Wir sehen den Zug wieder am Beginn der langen Gerade. Eigentlich passt das zeitlich nicht mit der Aufnahme zuvor, es sei denn man hatte Aufenthalt in Winterhagen.

Das nächste Bild ist für einen Spätgeborenen zunächst ebenfalls schwierig zu verorten gewesen. Lediglich die fortlaufende Bildnummer machte klar dass es direkt nach dem oberen Bild entstanden sein muss. Tatsächlich sehen wir den Zug bereits oben angekommen bei der Einfahrt in den Bahnhof Bergisch-Born. Der Bereich dort hat sich im Laufe der Jahrzehnte ebenfalls komplett geändert. Ein Anhaltspunkt ist aber die Brücke. Dort fährt der Zug über die Bornbacher Str. In hoher Auflösung kann man zudem das Einfahrsignal für Bergisch-Born erkennen sowie die Strecke Lennep-Opladen.

Ansonsten ist nicht mehr viel wie es war, der Bereich ist heute nahezu komplett neu bebaut. Das Häuschen auf der Wiese rechts mittig existiert allerdings noch immer.

50 2222 mit Rheingold in Remscheid-Lennep

Sogar Remscheid-Lennep hatte noch Schnee. Da man bereits vor Bergisch-Born an der Strecke positioniert war, konnte man die Einfahrt nicht miterleben. Aus diesem Grund positionierte man sich lieber auf der Brücke der Diepmannbacher Straße. Das Eingangsbild gibt Zeugnis davon. Wenige Momente später entstand ein weiteres Foto bei der Ausfahrt aus Lennep:

Rechts auf dem Bild befinden sich die Rudimente des ehemaligen Bahnbetriebswerks. Davon war auch zum Zeitpunkt der Aufnahmen nichts mehr übrig. Der Ringlokschuppen beherbergte in Form einer Holzhandlung längst den lokalen Handel – bis heute übrigens.

Man begab sich gerne etwas „ab vom Schuss“, also etwas weiter weg vom eigentlichen Trubel. Die Brücke der Diepmannsbacher Straße befindet sich am nördlichen Ende der Bahnanlagen des Bahnhofs und ehemaligen Bahnbetriebswerks. Hinter der Brücke biegt der Zug in einer Rechtskurve Richtung Lüttringhausen ab. Wie auf dem Video ersichtlich ist, ist der Regler bereits ab diesem Punkt geschlossen. Deshalb war dieser Standort auch nie beliebt bei mir. Die Brücke war mehr oder weniger der Startpunkt des Gefälles runter nach Wuppertal. Bis Oberbarmen geht es nur noch bergab. Folglich rollten die Züge nachdem sie auf Gewschwindigkeit waren meist nur müde vorbei.

Ebenfalls auf dem Video sieht man links der Strecke nördlich hinter der Brücke / dem Aufnahmestandort das Waggonausbesserungswerk. Heute befinden sich dort Kleingärten. Ob der Boden je ausgetauscht wurde?

Und da wir gerade schon mal am Diepmannsbachtal stehen, welches Auswärtige wohl höchstens durch die Diepmannsbachtalbrücke kennen, die genau auf der Mitte der beiden Ausfahrten Remscheid und Remscheid-Lennep der Autobahn A1 liegt, sei auch noch erwähnt dass der Diepmannsbach ein nur 3km langer Bach ist, der durch starkes Gefälle dennoch genug Reserven für von Wasserkraft genutzter Hämmer bereitstellte. Viel interessanter im Zusammenhang mit dieser Seite ist aber, dass er auch immer wieder als Wasservorrat für das Bahnbetriebswerk Remscheid-Lennep angezapft werden sollte. Letztendlich hat die am Südausgang des Bahnhofs befindliche Textilfabrik Wülfing tatsächlich ein Dampfpumpenkraftwerk errichtet um das kühle Nass den Berg hoch zu pumpen – immerhin gut 100m Höhenunterschied. Die Kohle kam natürlich über die damals ausgeprägten Gleisanlagen bzw. Gleisanschlüsse.

Die Talsperre wurde nie realisiert und das Bahnbetriebswerk hat eher schon mal den einen oder anderen Liter der Trinkwassertalsperre „Panzersperre“ abgepumpt wie die landläufige Legende sagt. Nachdem die Eschbachtalsperre die erste Trinkwassertalsperre Deutschlands war, war die Panzertalsperre die zweite, ebenfalls auf Remscheider Boden. Das verwundert auch wenig, kommt hier doch überall irgendwo Wasser aus dem Berg.

Weitere Aufnahmen wurden erst wieder in Bochum-Dahlhausen angefertigt, dem Ziel der Sonderfahrt.

Rheingold im Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen

Die genauen Umstände sind mir nicht klar, aber offenkundig (vgl. Video) verblieb 50 2222 über Essen kommend schließlich im Bahnhof Bochum-Dahlhausen. Der Zug selbst hat mit seinen Insassen aber noch den Abstecher ins Eisenbahnmuseum gemacht. Zum Einsatz kam die damalige Allzweckwaffe des Eisenbahnmuseums: ELNA BLE 146.

Das Bild ist gleich auf zwei Arten bemerkenswert. Zum einen kam das Ruhrgebiet völlig ohne Schnee aus, während im Oberbergischen die Schienen tief im Schnee lagen. Zum anderen aber ist das Bild trotz seines Alters noch von sehr guter Qualität. Erstaunlich, vergleicht man es z.B. mit dem Bild von Kotthausen weiter oben. Es ist der selbst Agfachrome in der selben Kamera am selben Tag. Die Lagerung der Dias war ebenfalls über all die Jahre identisch. Hier zeigt sich wieder einmal dass das Motiv und die entsprechenden Farbanteile erheblichen Einfluss auf den Älterungsprozess haben. Da ist es gleich doppelt ärgerlich dass bei so vielen Sonderfahrten das schlechte Wetter gleich mit eingepreist war – quasi als Naturkonstante.

In Bochum-Dahlhausen war an diesem Tag aber gutes Wetter, und das sieht man direkt im Ergebnis 42 Jahre später.

Das Licht war gnädig in Bochum-Dahlhausen und so hatte diese Sonderfahrt wohl alles, was eine Dampfsonderfahrt benötigt. Kalte Temperaturen, idealerweise Schnee, und darüber hinaus auch noch später Sonne ohne Schnee auf die Schokoladenseite scheinend. Natürlich haben sie in Dahlhausen noch die eine oder andere Lok zur Lokparade aus dem Ringlokschuppen gezogen. Da es zu anderen Zeitpunkten allerdings weit bessere Aufnahmen davon gibt als an diesem Tag sparen wir uns das heute.

50 2222 durchs Oberbergische auf Super 8

Gut 5 Minuten passten in die Nizo S2 bzw. war an Filmmaterial auf einer Spule. Diese wurden auch vollständig genutzt:

Im Wesentlichen entspricht das zu sehende Material den Standorten der schon besprochenen Bilder, weshalb auf eine ausgeprägte Videobesprechung verzichtet werden kann bzw. die schon oben erfolgte. Ausnahmen sind:

0:47min – Nachschuss Richtung Kotthausen
Hier sehen wir den Zug in Richtung des Bahnhofs Kotthausen einfahren. Man erkennt noch besser den tiefen Einschnitt sowie die Hangbefestigungen.

1:12min – Klüppelberg (Marienheide)
Von 1:12min – 1:41min befinden wir uns bereits hinter Marienheide bei Kluppelberg. Genauer gesagt befindet sich der Zug hinter dem Hp Gogarten und vor Ohl-Rönsahl.

3:27min – Bahnhof Bochum-Dahlhausen
50 2222 steht Lz im Bahnhof Bochum-Dahlhausen


Eine Anmerkung zum Schluss: Das Diamaterial verträgt sich nicht unbedingt mit dem Super 8 Material. So existieren z.B. Fotos wo man links auf einer Brücke steht, mit der Super 8 Kamera stand man aber rechts auf der Brücke. Da die näheren Umstände nicht eindeutig zu klären waren sind die Bilder dieser Serie vorsichtig mit „Slg Bernd Gerhardts“ katalogisiert.

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Kartenansicht

Die Kartenansicht enthält alle Bilder, zu denen Standorte bekannt oder rekonstruierbar sind. Da es sich um historische Aufnahmen handelt, sind dies natürlich Näherungswerte und nicht auf den Meter genau.

4 Kommentare

  • Henner Schröder schrieb
    | » Antworten

    Guten Tag,
    wer hat eigentlich den Begriff `Wippertalbahn` aufgebracht.Damalige Postbeamte aus Marienheide , somit auch mit Bahnpost beschäftigt, kennen den Begriff nicht. Mein Vater war so ein Beamter und sagt er habe den Begriff nie gehört.
    Ansonsten vielen herzlichen Dank für den ganzen POSTEN 17.
    Viele Grüsse Henner Schröder

    • Hallo Herr Schröder,

      gute Frage! Mir ist dieser Begriff seit langem geläufig, aber woher?
      Ungeachtet dessen ist der Name aber überaus passend, oder?
      Welche Begriff, wenn es einen gibt, hat Ihr Vater denn?

      Beste Grüße,
      Armin Gerhardts

      • Henner Schröder schrieb
        | » Antworten

        Guten Tag Herr Gerhardts,
        entschuldigen Sie bitte das ich erst jetzt antworte : mein Vater sagt das war immer nur Dieringhausen – Remscheid-Lennep. Dem Herrn Horst Kowalski, ein ausgewiesener Kenner der oberbergischen Eisenbahn-Geschichte,
        ist der Begriff ebenfalls völlig unbekannt. In den Schriften des Bernd Franco Hoffmann ist mir der Begriff erstmals begegnet.
        Viele Grüsse Henner Schröder

  • Die Diskussion um den Begriff „Wippertalbahn“ ließe sich schnell beenden, wenn man die Verhältnisse kennt. Der Bergische Fluß entspringt irgendwo im Oberbergischen Gebiet und heißt dort, in seinem Oberlauf, Wipper. Und das schon seit „ewigen Zeten“. Daher auch der Stadtname „Wipperfürth“ und andere Bezeichnungen für Örtlichkeiten, wie „Wipperaue“. In Wipperfürth gab es einmal eine Furt(h), mittels der man mit den Pferdefuhrwerken im Mittelalter den Fluß zwischen zwei Stadtteilen auch bei Hochwasser durchqueren konnte. Wenige Kilometer weiter, Richtung Süden, erreicht er Hückeswagen, und wird seit jeher ab der Stadtgrenze von Hückeswagen „Wupper“ genannt. Das kann man sogar auf alten Landkarten nachlesen. Und da gibt es dann so markante Ortsbezeichnungen wie“Wuppertal“, „Wupperaue“ usw. Was lag also näher, der Eisenbahn zwischen der Oberbergischen Region und Wipperfürth/Grenze Hückeswagen den Namen „Wippertalbahn“ zu verleihen? Wahrscheinlich diente diese Namensgebung wohl mehr der geografischen Abgrenzung zwischen Oberberg, Mittelberg und Niederberg innerhalb der ehemaligen Mittelalterlichen Grafschaft Berg! Mit der Wahrheit hat man es in der Geografie nicht immer so genau genommen.


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