Und so bin ich heute nicht nur in den Besitz der DIAs der zahlreichen Osterfelder Besuche gekommen, sondern habe auch noch einen Berg Osterfelder Devotionalien wie Lokschilder, Reichsbahnlampen usw. heilig zu halten. Doch kommen wir zu den Bildern.
Obiges Bild zeigt den Ringlokschuppen und den dahinter befindlichen Wasserturm. Zu dieser Zeit hatte Osterfeld nur noch eine Drehscheibe und nur noch einen Ringlokschuppen. Der erste musste bereits einer Halle weichen. Auch die Tage des abgebildeten Ringlokschuppens und der Drehscheibe waren bereits gezählt. Auf der Aufnahme steht er jedoch noch und beheimatet gerade 051 341-6, 044 405-9, 050 959-6 sowie 050 233-6. Links befindet sich noch eine V 90.
Diese bekommt dann auch direkt ihren Auftritt in der nächsten Aufnahme, als sie auf die Drehscheibe ausrückt. Es handelt sich um 290 301-1 in ihrem schönen, weinroten Kleid.
Bleiben wir noch ein wenig an der Drehscheibe. Im folgenden Bild schleicht sich 50 409 mit ihrer EDV-Nummer 050 409-2 Tender voran auf die Drehscheibe. Diese Lok wurde bereits ein Jahr später ausgemustert. Hier ist sie noch in Aktion. Ein noch häufiger anzutreffendes Problem wird in diesem Bild aber überdeutlich. Die Familie war jung, das Geld sprudelte für den jungen Familienvater noch nicht so und Fotoequipment war teuer. Anders als heute, wo jedes gewöhnliche Mobiltelefon Brennweitenbereiche von 20-100mm abdeckt, wurden zu dieser Zeit Festbrennweiten auf die Minolta geschraubt. Diese lagen aber mit 50mm nicht gerade in dem Bereich, mit dem man aus nächster Nähe die Länge einer 50er komplett auf den Film bekam. Deshalb sind viele Bilder leider unvollständig, denn mit der Festbrennweite bestimmt bekanntlich der Abstand zum Motiv wie viel man auf das Bild bekommt.
50 409 wurde auch noch neben dem Lokschuppen angetroffen – in deutlich schlechterer Qualität. Es erstaunt doch immer wieder wie sehr ein und der selbe Film sich nach 40 Jahren ganz anders entwickeln kann hinsichtlich Farbe und Körnung.
Bei der nächsten Aufnahme steht 050 409-0 noch (oder schon?) im Lokschuppen außen rechts. Auch diese Aufnahme versinkt heute im Rauschen und versank vor der Bildbearbeitung im Blau – und so ganz scharf war sie wohl ohnehin nie. Da es trotzdem eine interessante Stimmung bietet kommt das Bild mit in den Artikel. Links neben dem Lokschuppen sehen wir eine weitere Lok im Wartezustand. Außerdem macht auch dieses Bild deutlich, dass das abnehmende Licht der Abendsonne zunehmend zum Problem wurde.
Schon besser vom Allgemeinzustand, aber ebenfalls sehr verraucht kommt das nächste Bild daher. Es zeigt die selbe Szenerie zu einem anderen Zeitpunkt. An eine Identizifierung der im Lokschuppen befindlichen Loks ist kaum zu denken. Einzig 50 489 unter ihrer EDV-Nummer 050 489-4 ist ganz links im Bild sicher zu identifizieren. Warum mag der Ringlokschuppen wohl Schornsteine für den Rauch gehabt haben, wenn man die Maschinen genauso gut einen Meter vorziehen kann? Alle 6 Maschinen machen zum Zeitpunkt des Fotos ordentlich Qualm und tragen ihren Teil zur Szene bei.
Vollständig und gleich mehrfach ist 50 1235 auf dem Film gelandet. Sie rückt in einer Serie aus dem Lokschuppen aus. Und auch hier sorgt über 40 Jahre später fordert die Alterung des DIAs für eine gehörige Portion Bildverarbeitung, um auch in den Schatten noch ausreichend Zeichnung zu erhalten. Die Aufnahmen bleiben allerdings hinsichtlich ihrer Qualität ausbaufähig und haben nur dokumentarischen Charakter. Abgesehen davon wären klinisch reine historische Aufnahmen eines solchen Orts auch irgendwie seltsam. Die Lok hat selbstverständlich ihre EDV-Nummer 051 235-0.
Links hinter der BR 50 sehen wir einige Dieselloks. Sie stehen vor der Lokhalle, für welche Drehscheibe 1 und der Ringlokschuppen 1 im Jahr 1964 weichen musste. Der Umbruch bei der Bahn war im vollen Gange, und der Austausch von Dampf auf Diesel und E-Loks machte auch vor Osterfeld nicht halt. Bereits zum Zeitpunkt der Aufnahmen 1973 beheimatete Osterfeld mehr Diesel und E-Loks als Dampfloks. Die folgende Aufnahme zeigt 50 2291 unter ihrer EDV-Nummer 052 291-2. Sie steht bereits auf dem Abstellgleis. Nur zwei Monate nach dieser Aufnahme traf es auch sie und sie war ausgemustert. Ihre Lebenszeit begann 1942 bei Henschel. Das selbe Schicksal hatte übrigens auch 50 409, die wir weiter oben noch unter Dampf auf der Drehscheibe gesehen haben. Auch für sie fiel im August 1973 der Hammer.
4 Kommentare
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Hallo und Danke für diese schönen Aufnahmen :-))))
Ich habe im DSO Hifo den Link auf Ihre Seite gesehen und mal reingeschaut.
Beim 1. Bw bin ich schon hängengeblieben. Da habe ich schon gemerkt, dass ich noch sehr oft hier bei Ihnen reinschaun werde. Und da fiel mir Ihre Frage auf:
Frage: Warum mag der Ringlokschuppen wohl Schornsteine für den Rauch gehabt haben, wenn man die Maschinen genauso gut einen Meter vorziehen kann?
Antwort: Üblich war es im Winter, die Maschinen ganz in den Schuppen zu fahren, und die vorhandenen Tore zu verschliessen. Damit war es auch möglich ,die Innenraumtemperatur des Schuppens zu erhöhen. Dieses war erforderlich um die Arbeits- und Umgebungstemperatur auf
über 0 Grad zu bringen. Somit können Schnee und Eis abtauen. Auch Kontroll- und Reparaturarbeiten sind bei steigenden Temperaturen weniger unfallträchtig. Da kein Rauchkanal
Sammelabzug mit hohem Schornstein vorhanden ist, MUSS über jeden Stand ein oder mehrere
Einzelabzüge angebracht werden, um die Verbrennungsgase aus dem Schuppen zu bringen.
Üblicherweise standen die Dampfloks mit dem Tender zur Drehscheibe und die Einzelabzüge waren an der der Drehscheibe abgewandte Seite im Hallendach.
Puh – da hoffe ich, dass ich das so einigermassen verständlich erklärt habe.
Ja ich freue mich, dass Sie das Archiv Ihres Vater so freizügig der Allgemeinheit zur Nutzung freigeben. Es ist schon schlimm, wenn man einen lieben Familienangehörigen verliert. Ich kenne das aus eigener Erfahrung, wenn man plötzlich die „Hinterlassenschaften“ in den Händen hält.
Da ist es wichtig, mit kühlem Kopf die Weiterverwendung zu überdenken. Vielen ist leider nicht bewusst, wieviel Liebe, Leidenschaft und Zeit für die vor Ihnen liegenden Hinterlassenschaften
aufgewendet wurden. Vieles wurde achtlos weggeworfen und wird auch in Zukunft im Müll enden. Um so schöner ist es, wenn Menschen wie Sie, das Übernommene entsprechend wertschätzen und der Jetztzeit und der Zukunft mit den nun zur Verfügung stehenden Mitteln zur Nutzung freigeben.
Ich möchte Ihnen mein Beileid zum Verlust Ihres Vaters aussprechen. Gleichzeitig wünsche ich
Ihnen und Ihrer Familie alles Gute für das Jahr 2017.
Mit freundlichem Gruß und ein dickes DANKE von
Willi Ess
Hallo Herr Ess,
nun, eigentlich war die Frage nach dem Schornstein und den vorgezogenen Wagen mit einem Zwinkern gedacht, aber wie das so ist mit dem geschriebenen Wort…
Dennoch danke ich Ihnen für die ausführliche Darstellung mit der Sie den Artikel bereichern.
Bedenken braucht man keine haben. Wahrscheinlich ist das Archiv mir sogar noch wertvoller, als es meinem Vater selbst war. Als ich noch zu seinen Lebzeiten begann das zu digitalisieren und erklärt haben wie aufwändig jedes einzelne Dia von mir gewässert, gewaschen, neu gerahmt (für absolute Planheit im Rahmen) und nummeriert wird, zog er fragend die linke Augenbraue hoch. Und nach dem Hinweis, dass jedes Dia 5min den Scanner beschäftigt, die andere gleich mit. 🙂
Bestes für 2017 zurück wünscht,
Armin
Hallo und Danke für die Veröffentlichung der Fotos. Da ich genau gegenüber des Betriebswerkes großgeworden bin, wecken diese Fotos und die der Serie über den Rangierbahnhof natürlich viele Erinnerungen. Super Fotos.
Noch eine kleine Ergänzung Der Schuppen 1 wurde nicht 1964 abgerissen, sondern durch die alliierten Luftwaffen im zweiten Weltkrieg. Der Schuppen wurde nicht mehr aufgebaut und die Drehscheibe 1 bediente nur noch Freistände.
mit freundlichen Grüßen
Klaus Lotz
Hallo Klaus,
danke Dir für die Ergänzung! Das ist insbesondere wichtig, da Osterfeld auch so ein Ort ist an den ich selbst nie gekommen bin. Da sind Augen- und Zeitzeugenberichte natürlich eine tolle Ergänzung!
Schöne Grüße,
Armin
Ich habe alles gegeben, jetzt bist Du am Zug!
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