Der Sonderzug drehte eine Runde über Remscheid und verließ das Bergische Land wieder Richtung Wanne-Eickel über Wuppertal-Vohwinkel. Es ist nicht mehr zu klären und auch erstmal unverständlich, warum mein Vater den Zug nicht auch in Remscheid abgelichtet hat. Möglich ist, dass er ihn zufällig bei Gartenarbeiten oder dem Studieren von Literatur im Gartenhaus auf der Strecke wahrgenommen hat und hastig Informationen einholte, um ihn dann doch noch irgendwo zu erwischen. Sei es wie es ist: Es existieren nur Aufnahmen zu bereits vorgerückter Stunde aus Wuppertal-Vohwinkel.
Beim hier zu sehenden DRG SVT 137 kann man mit Fug und Recht von einer echten Rarität sprechen – immerhin gibt es noch genau ein Exemplar dieses legendären Triebwagens, der als SVT 137 Bauart „Hamburg“ aus dem original Fliegenden Hamburger hervorging. Die Erinnerung mag täuschen, aber ich glaube an diesem Tag mit in Vohwinkel gewesen zu sein, und das Ganze persönlich als „nicht so spannend“ abgehakt zu haben. Umso besser, dass ich jetzt fast 20 Jahre später noch mal auf die Bilder stoße und mich damit beschäftigen kann.
Umsetzen in Vohwinkel
Auf der oberen Aufnahme sehen wir den Schnelltriebwagen im Bahnhof Wuppertal-Vohwinkel auf Gleis 4. Er befindet sich noch immer auf der Bergisch-Märkischen-Strecke. Der Bahnhof in Vohwinkel ist zweigeteilt und war über lange Jahre ein Gleisdreieck, wobei sich das Bahnhofsgebäude zentral im Dreieck befindet. Die Kartenansicht gibt Aufschluss darüber und man kann das Verbindungsgleis aus Richtung Gruiten nach Essen topografisch noch erahnen.
Das Gleis auf dem er derzeit steht führt weiter nach Wuppertal-Elberfeld, jedoch weist der Zuglaufplan Essen bzw. Wanne-Eickel als Ziel aus. Folglich musste umgesetzt werden. Hierfür verließ der Triebwagen den südlichen Teil des Bahnhofs Richtung Elberfeld, und kehrte über die Essener Gleise wieder in den Bahnhof zurück. Das wurde allerdings nicht auf Film festgehalten. Die nächste Aufnahme zeigt ihn bereits im nördlichen Bereich des Bahnhofs – dem Essener Gleis – auf Gleis 12. Wie man sehen konnte, hatte man es wohl eilig.
Das Stellwerk Vpf in Wuppertal-Vohwinkel
Auf dem Bild ebenfalls zu sehen ist das markante Stellwerk Vpf in Wuppertal-Vohwinkel, welches 1964 im Zuge der Elektrifizierung gebaut wurde. Es wird auch auf Posten17 seinen gebührenden Platz einnehmen, denn Vohwinkel wurde durchaus häufig besucht zwischen 1964 und 2016. Aktuell baut man in Wuppertal – zum Leidwesen aller Pendler – wieder fleißig an der Signal und der Stellwerktechnik. Hierdurch wird das Stellwerk Vpf in Vohwinkel obsolet werden. Schon dieses Jahr werden wohl dort die Lichter ausgehen.
Weitere Informationen zu Vohwinkel werden hier nach und nach kommen – vom Bahnbetriebswerk Vohwinkel ist bis dato (Februar 2017) hier ja noch gar nichts gesagt worden, obschon ausreichend Material vorhanden ist. Kommt Zeit, kommt Inhalt. Derweil und darüber hinaus ist wie immer ein Besuch bei Bahnen Wuppertal lohnenswert, um sich ein wenig oder detailliert mit Vohwinkel vertraut zu machen.
Die Legende des Fliegenden Hamburgers und seinen Serienmodellen
Die Dieseltriebwagen hatten einen ruhmreichen Rekord zu verbuchen, immerhin waren sie in den 30er Jahren die schnellste Eisenbahnverbindung, was ihnen den Namen der „fliegenden Züge“ einbrachte. Nun muss man dem Überschwang der Superlative natürlich entgegenhalten, dass auch der Flugverkehr der 30er Jahre noch Luft nach oben hatte. Dennoch war ihre 130km/h Reisegeschwindigkeit Anfang der 30er Jahre des Zwanzigsten Jahrhunderts bemerkenswert.
Der DR 137 ist die Serienentwicklung des Original Fliegenden Hamburgers, dem DR 877, von dem heute nur noch ein kümmerlicher Rest im Verkehrsmuseum Nürnberg erhalten blieb. Seinen Geschwindigkeitsrekord als Prototyp durfte er auf der Strecke zwischen Berlin Lehrter Bahnhof (heute Hauptbahnhof) und Hamburg Hbf jedoch für stolze 64 Jahre halten. Der DR 877 benötigte für die 286km lange Strecke 138 Minuten und wurde erst im Juni 1997 vom ICE um 6 Minuten unterboten, der folglich nur noch 132 Minuten benötigte. Dem Fliegenden Hamburger hat dabei natürlich vor allem die nicht für den Hochgeschwindigkeitsverkehr ausgebaute Strecke geholfen, die den ICE über Jahre „künstlich ausbremste“. Mittlerweile wird diese Strecke vom ICE in unter 100 Minuten bewältigt.
Das in diesem Artikel zu sehende Serienmodell SVT 137 225 a/b unterschiedet sich nicht wesentlich vom Prototypen. Er ist etwas länger und etwas schwerer, unterscheidet sich optisch leicht und sonst nur im Detail. Eingesetzt wurden die SVT 137 auch planmäßig in Wuppertal bzw. durch Wuppertal. Triebwagen der Bauart Hamburg bedienten die Verbindung von Köln nach Hamburg sowie von Köln nach Berlin. Die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit betrug allerdings nur knapp 100km/h. Halt in Elberfeld hatte jedoch nur die Schnellverbindung von Köln nach Berlin (Anhalter Bf.).
2 Kommentare
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Hallo Armin,
schön das ich von der Lotsentour nun auch noch ein Foto aus Vohwinkel sehe.
Da hat Dein Vater meinen Hinterkopf erwischt als prüfend zur Abfahrt den Blick am Zug entlangsschweifen lasse.
Besten Dank dafür!
Ebensolche Grüße aus dem Pausenraum in Dortmund Hbf
Michael
Ich hatte es fast „befürchtet“… 😉
Ich habe alles gegeben, jetzt bist Du am Zug!
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