62 015 mit Berliner Traditionszug beim Nostalgie Ahrtal Express

Mit Berliner Traditionszug im Spätsommer in die Eifel

Als Vorläufer der DB Nostalgiefahrten fuhr Dampflok 62 015 über stolze sechs Wochen den Berliner Traditionszug über die reizvolle und historische Ahrtalbahn. Wir waren an mehreren Wochenendtagen zugegen um diesem Schauspiel beizuwohnen.

„Halt drauf“ könnte das Stichwort der inneren Stimme gewesen sein. Unglaublich viele Bilder sind in diesem Jahr rund um die Einsätze der 62 015 im Ahrtal bei der Ahrtalbahn entstanden. Lag es daran dass es die letzte ihrer Art war? Oder lag es am guten Wetter? Nein, der Grund war ziemlich sicher ein anderer.

Die Baureihe 62 war zu Zeiten der Weimarer Republik im „Heimat-Bw meines Vaters“, Remscheid-Lennep, beheimatet. Die ersten beiden Lokomotiven der Baureihe, 62 001 sowie 62 002 gingen direkt nach Lennep. Nach dem Zweiten Weltkrieg verblieben sieben Maschinen in Westdeutschland, wobei sie wieder „in der Region“ eingesetzt wurden, nämlich in Wuppertal, Düsseldorf, Dortmund, Essen und Krefeld. Allerdings wurde sie bereits in den 50er Jahren ausgemustert wodurch mein Vater sie nur als Kind hat kennen lernen dürfen – wenn überhaupt – nie aber ein Foto im Planeinsatz angefertigt hat.

Die Baureihe fand 1996 also zurück in die Heimat und auch das ist schon wieder über 20 Jahre her.

Mit 77 Dias hatte er im Jahr 1996 im Ahrtal dann 40 Jahre nach z-Stellung der Baureihe in Westdeutschland nachgeholt, was er im Planeinsatz noch nicht konnte: Fotos machen. Die Diaserien geben außerdem Preis, dass es nicht unbedingt einen favorisierten Film gibt: Es wurde gegriffen was verfügbar war. Was verfügbar war, war dann häufig dass was mein mütterlicher Vorstand mit ins Haus brachte. Ob VHS oder Musikkassetten, später CD oder DVD Rohlinge oder eben DIA- und Farbfilme.

Das mediale Filmlager hielt stets Ware für die technisch und audiophil veranlagte Familie griffbereit. So wurden die Aktivitäten im Ahrtal auf AGFA CTx 200, AGFA RSX 200 sowie AGFA CTi 100 festgehalten. Den jeweiligen Film merkt man den Bildern auch sofort an und mir als Archivar fällt es zunehmend leichter anhand des Bildes schon erkennen zu können welcher Film verwendet wurde.

Doch kommen wir nun nach der langen Vorrede endlich zur Sonderfahrt.

Das DB Nostalgieprogramm und die DB Saisionfahrten

Mit dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung Deutschlands wurde auch die ehemalige Deutsche Reichsbahn der DDR an die Deutsche Bundesbahn angegliedert bzw. ging darin über. Mit ihr verfügte die Bundesbahn nun wieder über zahlreiche Dampflokomotiven, die noch mit gültigen Fristen im Bestand der Deutschen Reichsbahn waren. „Gültige Fristen“, für die, die nicht so in der Materie stecken, ist in etwa vergleichbar mit einer gültigen Tüv-Plakette. Die Loks durften also noch fahren ohne dass eine aufwändige und sehr teure Hauptuntersuchung nötig gewesen wäre.

Die Deutsche Bundesbahn, mittlerweile selbst in die Bahn AG übergegangen, veranstaltete also unter eigener Federführung historische Fahrten auf ihren Schienen. Zeiten ändern sich. In den 70ern konnte die damals als rückständig geltende Bahn nicht schnell genug die Dampfrösser von der Strecke bekommen und gleich mit einem Dampflokverbot verbannen. In den 80ern dann war es privaten Initiativen zu verdanken dass auf Bundesbahngleis wieder mit der Dampflok gefahren wurde. In den 90ern dann veranstaltete die Bahn selbst solche Fahrten.

Die Fahrten im Ahrtal, von dem dieser Artikel handelt, können also so etwas wie der Vorläufer und Test dieser Unternehmung verstanden werden. Doch lieferten sie wohl ein trügerisches Bild. Der Herbst ist an der Ahr traditionell Zeit für die Weinfeste und so darf bezweifelt werden ob der mitunter hohe Andrang rund um die Ahrtalbahn dem Zug als solches galt.

Um den Bogen zu den Jahrzehnten noch einmal zu spannen. Die 2000er Jahre markieren dann ein erneutes Umdenken. Ohne viel Aufhebens wurde das Projekt seitens der DB-AG eingestellt. Wehe dem, der Böses dabei denkt, dass gleichzeitig auch die Fristen der eingesetzten Lokomotiven nach und nach abliefen und sich nicht um eine neue Hauptuntersuchung gekümmert wurde. 62 015 ist hierfür ein bestes Beispiel, steht sie doch seit 1997 kalt im Lokschuppen Dresden Altstadt. Ohnehin ist heute nur eine einzige der damals eingesetzten Maschinen des Nostalgieprogramms betriebsbereit: 03 1010. Auch sie fuhr im Ahrtal.

Es darf aber auch nicht unerwähnt bleiben dass die Traditionsfahrten wohl wirtschaftlich ohnehin ein Misserfolg waren. So ist es heute wieder der ehrenamtlichen Initiative vorbehalten die gute alte Dampflok über die Schienen fahren zu lassen. Beschweren kann man sich allerdings nicht, 2017 war diesbezüglich ein ereignisreiches Jahr, aber das wäre ein anderes Thema.

Bahnhof Remagen

Der Bahnhof Remagen war 1996 der Ausgangspunkt der Sonderfahrten / Saisonfahrten über die Ahrtalbahn. 1997 wurden die Fahrten wiederholt.

Mit anderem Waggonmaterial ging es dann von Köln über Remagen nach Kreuzberg.

Da 1996 Remagen Zielbahnhof war, konnte man regelmäßig dem Umsetzen der Lok beiwohnen.

Zahlreiche Bilder sind dabei entstanden, von denen eines bereits weiter oben gezeigt wurde. In korrekter Reihenfolge sehen wir 62 015 als nächstes an uns vorbeifahren. Sie rangiert gerade wieder vor den Zug um dann die nächste Fahrt Richtung Kreuzberg in Angriff zu nehmen.

Südlich Remagens zweigt die Ahrtalbahn von der linken Rheinstrecke ins Ahrtal ab. Der Ahrtal-Nostalgie-Express verlässt den Bahnhof Remagen von Gleis 5 und macht sich auf den Weg Richtung Bad Bodendorf.

Bahnhof / Haltepunkt Bad Bodendorf

Verteilt über die Wochenenden wurden auch in Bad Bodendorf / Sinzig einige Aufnahmen angefertigt. Der Haltepunkt ist nur gut 5km vom Bahnhof Remagen entfernt. Wir sehen den Nostalgie-Ahrtal-Express bei der Einfahrt in den Haltepunkt. 62 015 rollt gemütlich ein.

Nun eine Ansicht im Haltepunkt selber. Der Bahnsteig von Bad Bodendorf zeigt sich von typischem Charakter: Es ist mehr eine Dreckaufschüttung. Aber er ist zu diesem Zeitpunkt noch lang genug um den gesamten Zug aufzunehmen. In Zeiten, derer die Triebwagen die Oberhand über die reinen ÖPNV-Bedienerstrecken bekamen, schrumpften auch die Bahnsteige. So ist es auch um den Bahnsteig in Bad Bodendorf geschehen, der im hinteren Teil zunehmend überwachsen ist.

Wir sehen 62 015 vorgerückt bis zum Anfang des Bahnsteigs unmittelbar vor der Abfahrt. Ob mein Vater trotz gezogenem Ausfahrtsignal im Gleis steht, oder ob es sich hier nur um einen fotografischen Effekt handelt, wer mag das noch rekonstruieren können? Der Bildkomposition tut der Standort jedenfalls keinen Abbruch, im Gegenteil. Und die mitten im Bild befindliche Fototasche habe ich kurzerhand weggestempelt – elektronische Bildbearbeitung sei Dank!

Einen Nachschuss gibt es auch noch. Es zeigt vor allem noch einmal den sehr gut gepflegten Berliner Traditionszug. Zudem bekommt man etwas mehr Informationen zum Wetter. „Heiter bis wolkig“ heißt das wohl und dass es gerade wolkig ist wenn das Motiv sich in Position begibt versteht sich von selbst!

Bahnhof / Haltepunkt Heimersheim

Heimersheim liegt gut 4km Strecke aufwärts von Bad Bodendorf entfernt. Auch hier sind einige Aufnahmen entstanden. Sie zeigen 62 015 aus Richtung Kreuzberg (Ahr) kommend in Richtung Remagen fahrend. Wie schon Bad Bodendorf verfügte auch Heimersheim über ein für einen Haltepunkt stattliches Bahnhofsgebäude, welches auf dem ersten Bild gut erkennbar den rechten Bildrand säumt.

Mit auf das Bild geschafft hat es zudem die imposante Ahrtalbrücke, welche auf einer Länge von über 1,5km das Ahrtal überspannt und die A61 trägt.

Der herrliche Spätsommertag lässt das Motiv von der Fußgängerbrücke aus fotografiert geradezu modellbahnhaft wirken, der ohnehin satte Farbdiafilm tut sein übriges. Die Fußgängerbrücke übrigens verbindet den Bahnhof mit der Stadt, denn die Ortschaft Heimersheim liegt südlich des Bahnhofs. Zwischen ihr und dem Bahnhof liegt zudem noch die Ahr selbst sowie die vierspurige Bundesstraße 266.

Wir sehen dass 62 015 Tender voran den Rückweg aus Kreuzberg (Ahr) beschreitet. Vom ehemaligen Bw Kreuzberg und seiner Drehscheibe ist längst nichts mehr übrig geblieben. Doch macht 62 015 auch von hinten eine überaus gute Figur, wenngleich das viele Schwarz so manche Belichtungsmessung durcheinanderbringen mag und ganz und gar nicht in den Schatten möchte. Die nächste Aufnahme zeigt wie der Regel-Nahverkehrszug sowie der Nostalgie-Ahrtal-Express den Bahnhof fast zeitgleich in unterschiedliche Richtung verlassen.

Ein Nachschuss gibt auch noch den Blick auf die andere Seite frei und sei deshalb der Vollständigkeit halber aufgeführt. Das Bild offenbart zudem mit den anderen zusammen meine trügerische Erinnerung dass die gesamte Veranstaltung relativ dampffrei ablief.

Kreuzberg an der Ahr

Kreuzberg hat was die Eisenbahn angeht schon deutlich bessere Zeiten gesehen als zum Zeitpunkt der Aufnahmen, der Ortsteil von Altenahr beherbergte schließlich mit dem Bahnbetriebswerk eine wichtige infrastrukturelle Einrichtung der Eisenbahn. Davon ist heute bis auf Ruinen längst nichts mehr vorhanden. An das Bahnbetriebswerk erinnern kann man sich auf der Website http://www.bw-kreuzberg.de/. Die eine oder andere Aufnahme zum Bw. Kreuzberg wird es sicher noch geben, da mein Vater durchaus mit Kamera bewaffnet schon Jahrzehnte vor dieser Sonderfahrt durch die Eifel schlich. Bleiben wir hier jedoch beim Thema.

Kreuzberg markiert den Zielpunkt der Sonderfahrten. Mitunter war es so, dass nachdem die Gäste ausstiegen, der gesamte Zug rangiert werden musste um dem Planverkehr Platz zu machen. Die folgende, stimmungsvolle Aufnahme zeigt den Zug „umgeben von Eifel“ abgestellt in Kreuzberg auf einem Nebengleis. Im Hintergrund kann man erkennen dass beide Bahnsteiggleise vom Nahverkehr belegt sind.

Die umfangreichen Rangiertätigkeiten wurden natürlich auch in Kreuzberg festgehalten. Die nächste Aufnahme zeigt wie 62 015 den Zug auf Gleis 1 drückt.

Zwei Bilder weiter auf dem Dia-Film folgt schon die Ausfahrt aus Kreuzberg. Das Wetter fällt an diesem Tage doch merklich ab wie auch schon die obere Aufnahme preisgibt.

Widmen wir uns wieder besserem Wetter. 62 015 setzt wieder um, aber diesmal anders als zuvor gesehen. Der Zug steht auf Gleis drei und 62 015 fährt über Gleis 1 wieder hinter den Zug, der dann wieder auf Gleis 1 gedrückt wird. Durch die viele Umsetzer- und Rangiererei sind etliche dieser Aufnahmen entstanden, die sich ideal als Poster oder für eine Lokpräsentation eignen würden. Die reizvolle Lage der Ahrtalbahn tut sicherlich ihr Übriges.

Damit beschließen wir diesen Artikel. Es gibt noch etliche weitere Fotos von dieser über sechs Wochen dauernden Veranstaltung. Leider spielte das Wetter nicht immer mit und die Fotostandpunkte waren aus Verfolgungsgründen begrenzt, weshalb eine Veröffentlichung weiterer Bilder nicht unbedingt eine Bereicherung für diesen Artikel wäre. Ich denke jedoch dass auch so schon eine aussagekräftige Auswahl an Bilder und Motiven veröffentlicht wurde.

Gut, ein allerletztes Bild – schon des Karmas wegen! Der Regionalzug nach Ahrbrück zieht gerade an 62 015 vorbei, die auf dem Foto fast schon aussieht als wäre sie kaltgestellt. Das Lokpersonal begibt sich , da die Strecke nun wieder frei ist, zurück auf die Maschine. Die oben in Ansätzen gezeigten Umsetzmanöver stehen an.

Es gibt noch VHS-Material dieser Sonderfahrten. Sobald dieses digitalisiert und technisch korrigiert ist wird es dem Artikel angehängt.

Lokportrait 62 015

Seit 1997 ist die Feuerbüchse von 62 015 leider erkaltet. Alle Informationen zur Lok gibt es im wie immer sehenswerten Portrait von Jan Heyden auf Youtube.

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Kartenansicht

Die Kartenansicht enthält alle Bilder, zu denen Standorte bekannt oder rekonstruierbar sind. Da es sich um historische Aufnahmen handelt, sind dies natürlich Näherungswerte und nicht auf den Meter genau.


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