Die Remscheider Straßenbahn in ihrem letzten Winter

Die Großraumwagen 101-106 auf Linie 3 von Hasten nach Ehringhausen

Im Kurz bevor das Jahr 1968 beendet war, hat man sich doch noch mal aufgemacht die Remscheider Straßenbahn zu fotografieren. Herausgekommen sind einige unwiederbringliche Zeitdokumente sowohl der „Lektrischen“ wie sie im Volksmund hieß, als auch der Stadt Remscheid vor dem großen verkehrstechnischen Umbruch in den 70er Jahren.

Mit dem Wegfall der Straßenbahn wurde auch in Remscheid der Weg frei die Stadt für die Autos umzubauen. Remscheid wäre durch seine Topografie und Bebauung ohnehin gar nicht in der Lage gewesen seine Straßenverbindungen großzügig bemessen zu planen und zu realisieren und gleichzeitig den Individualverkehr auszubauen. Der Blick auf alte Bilder mit Straßenbahn macht deutlich dass der heute vorherrschende Verkehr sich gar nicht mehr die Straße mit der Straßenbahn teilen könnte. Außerdem, so schien es, hat die Straßenbahn ohnehin ausgedient. Der Busverkehr konnte wesentlich flexibler eingesetzt werden und vergleichsweise problemlos auch andere Strecken bedienen. Notwendige Erhaltungsmaßnahmen der Schiene mit entsprechend zu Buche schlagenden Kosten und ein darüber hinaus immer defizitärer werdender Betrieb ließen die Argumente für den Erhalt der Straßenbahn empfindlich dünn werden. Im Jahre 1954 bereits fuhren bereits erstmals mehr Menschen in Remscheid mit dem Bus als mit der Straßenbahn. Natürlich täuscht dieser Fakt aber darüber hinweg, dass das Busnetz im Gegensatz zum Schienennetz aus kräftig ausgebaut wurde.

Das erste Mal, dem Artikelfoto widmen wir uns später noch, sehen wir Tw 101 noch auf der Burgerstr.. Der Standort war per Pedes von daheim in gut 15 Minuten zu erreichen, bei diesen Wetterbedingungen vielleicht 20 Minuten. Jüngeren ist der Ort eigentlich nur noch als Zentralpunkt bekannt. Handweiser meine Oma ihn noch. So hieß er ursprünglich und gibt ein Indiz darauf, dass hier früher die Hand den Weg weiste. Als es die Neuenkamperstraße noch nicht gab, dafür muss man allerdings weit zurück schauen, war dies hier die zentrale Kreuzung, von der aus man wahlweise nach Remscheid, Lennep oder Wermelskirchen bzw. dem damals noch eigenständigen Burg gelangte. Folgerichtig stößt hier die Burger- mit der Lenneperstraße zusammen und die Bismarckstraße, die direkt in den Stadtkern Remscheids führt, geht rechts ab. Dorthin wird gleich auch die Linie 3 verschwinden.

Wie man sehen kann ist die Insel, die hier völlig verschneit ist, noch ohne jedwede Ampel. Der Umbau des Zentralpunktes in der ersten Hälfte der Siebziger Jahre wurde ebenfalls umfangreich dokumentiert, doch ohne Straßenbahn oder Zug fehlt natürlich der Bezug zu Posten 17. Ohnehin hat es hier immer wieder Anpassungen gegeben. Als südlicher Punkt der Bombenangriffe, deren Kern sich von hier über den Hauptbahnhof bis in die Innenstadt erstreckte, wurde auch der Zentralpunkt schwer getroffen, sodass es heute nur noch wenige Vorkriegsbauten im westlichen Bereich gibt, die noch an das alte Remscheid erinnern. Auf der heutigen, wie erwähnt hier noch unbeampelten Insel, gab es vor dem Krieg ebenfalls ein Gebäude, den eigentlichen Centralpunkt. Er wurde nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut. Heute wäre das auch gar nicht mehr möglich, denn der Zentralpunkt, also das Dreieck zwischen den einzelnen Straßen, ist durch Ausbau dieser bis auf kleine Fußgängerinseln komplett vereinnahmt. Was auf den Bildern von 1968 noch komplett fehlt ist die Abbiegespur um von der Bismarckstr. auf die Lenneper Str. zu gelangen. Auch sie kam erst in den 70er Jahren. Heute ist der Kreuzungsbereich wesentlich größer als ehemals.

Damit endet die Szenerie am Zentralpunkt. Tw 101 fährt Richtung Unterführung und ist für den Fotografen zunächst nicht mehr erreichbar. Man begibt sich zu Fuß weiter selbst die Bismarckstr. herunter, die zu diesem Zeitpunkt auch noch völlig anders aussieht als man sie heute kennt. In Höhe des Abzweigs in die Industriestraße entstand das Titelbild, welches hier zur Besprechung noch mal aufgeführt wird.

Die Häuserzeile links hat sich nur sehr wenig geändert, allerdings wirkt die Straße heute dort doch um einiges breiter angelegt, sodass ich bei der ersten Sichtung dieses Bildes spontan eher auf die Burgerstraße getippt hatte. Tatsächlich befinden wir uns aber wirklich im unteren, recht flachen Teil der Bismarckstraße. Ganz im Hintergrund erkennt man in der Zoom Ansicht auch die Unterführung bzw. die Brücke der Eisenbahn. Von der ehemaligen Bebauung auf der Seite und im Rücken des Fotografen ist heute nichts mehr übrig, was auch erklärt warum dort heute mehr Straße Platz hat. Auch hier sieht man wieder einmal schön wie die Stadtplanung eine Stadt tatsächlich nicht für die Menschen, sondern für das Auto und den Individualverkehr plant. Die im rechten Bildrand zu erkennende Hausfassade ist hierbei der Zubringerspur des Überfliegers gewichen. Dabei handelte es sich, wie auch links im Bild, um die noch spärlich vorhandene alte Bausubstanz. Immerhin: Das Gebäude links im Bild steht so bis heute noch. Die dahinter weniger einladend wirkenden Nachkriegsbauten natürlich ebenfalls. Auch hier gilt: Zwar ist die Straße heute breiter und ausgebauter, Platz für die Straßenbahn gäbe es dennoch nicht.

Die Straßenbahn am Hauptbahnhof (heutiger Willy-Brandt-Platz)

Wir begeben uns zur heutigen Blumeninsel, wie der Volksmund den komplett neu gebauten Bereich heute nennt (oder nennen soll?). 1968 war auch dieser Bereich noch komplett anders.

Gut zu erkennen das ehemalige Hotel Leyer, welches noch bis Mitte der 70er Jahre dort stand. Danach kam der Umbau zum heutigen Hotelgebäude, in dem heute das Remscheider Bräu sowie das MK Hotel untergebracht sind. Außerdem sehen wir den Tw 105, natürlich wieder Linie 3, der gerade von Markt kommend Hauptbahnhof ansteuert. Mit der heutigen Straßenführung und der über dachten Bushaltestelle mit Unterführung zum Bahnhof hat diese Ansicht natürlich noch nicht viel gemein, doch mag es ausgereicht haben in einer Zeit, in der nicht auf jeden Haushalt 2 Autos fielen. Wirklich geschäftiges Treiben kann man der Szenerie auch nicht unterstellen, was aber wohl möglich vor allem mit dem Wetter zusammenhängen dürfte. Wie man links im Bild sehen kann, hielt das aber, anders als so manche winterliche Tage heute, auch den Bus nicht ab. Bleibt noch zu erwähnen, dass, mit Ausnahme der Stadtkirche, auch wieder nur Nachkriegsbebauung zu sehen ist. Zwischen den Häusern kann man auch noch gut hindurch schauen, die mehrstöckigen Wohneinheiten an der Brunnengasse gibt es ebenso wenig wie die Umgehungsstraße zum Friedrich-Ebert-Platz – die Kipper Brauerei hat also noch genug Quellwasser um wirtschaftlich zu arbeiten, aber das wäre eine andere Geschichte. Wo wir bei Kipper sind, zwängt sich die nächste Aufnahme geradezu auf.

Natürlich fehlt auch der obligatorische Mast „irgendwo“ im Bild nicht, welcher die Straßenbahnfotografie so besonders macht. Menschen, Masten, Schilder, Autos – Straßenbahnen zu fotografieren ist noch mal etwas anders als Züge irgendwo an der Strecke. Ungeachtet dessen sehen wir Tw 105 mit deutlichen „Betriebsspuren“ im Bereich des Gelenks. Überhaupt hatten die Großraumwagen zum Ende ihres Betriebs in Remscheid doch die eine oder andere Blessur, die leider auch nicht – oder nur provisorisch geflickt wurde. Einzig Tw 102 blieb bis zuletzt auf wundersame Weise von jedem Unfall verschont, obwohl ausgerechnet diese Straßenbahn die 500.000km Marke geknackt hat und damit die meisten Streckenkilometer unterwegs war. Das Glück des Tüchtigen.

Noch eine Aufnahme gibt es vom Hauptbahnhof, diesmal von oben. Das bietet sich auch an, schließlich waren wir gerade bei Tw 102. Hier ist er:

Übersichtlich sieht er aus der Willi Brandt Platz in den 60er Jahren. Rechts sieht man noch alte Bebauung. Sie ist heute, erraten, natürlich abgerissen. Dafür hat dieser Bereich heute schöne Waschbetonfassaden und, ebenfalls erraten, Parkplätze – man gönnt sich ja sonst nichts. Das Gebäude in der Bildmitte, versteckt hinter der Ampel und den Wegweisern, ist auch längst Geschichte. Die Szenerie wurde einen Moment später erneut festgehalten.

Hinter dem Tw 102 hat sich nun noch ein Bus eingereiht. Dass der eine Nahverkehr auf den anderen wartet um Umsteigern die Möglichkeit des Umstiegs zu ermöglichen, war auch damals schon normal. Allerdings, nur deshalb habe ich das Bild zusätzlich hochgeladen, gibt es Anlass zur Erwähnung, dass die Straßenbahn in Remscheid nie den Zustand eines Verkehrsmittels hatte, welches von umliegenden, außerstädtischen Linien bedient wird und Verkehrsströme als Sammeltaxi effizient bedient. So stand die Straßenbahn nicht in sinnvoller Erweiterung zum anderen ÖPNV, sondern war praktisch direkte Konkurrenz.

Eine letzte Aufnahme zeigt Tw 102 auf der Bismarckstraße und verdeutlicht dieses Problem sehr genau, denn Bus und Straßenbahn liefen nebeneinander (statt füreinander).

Unter betriebswirtschaftlichen Erwägungen konnte sie deshalb zwangsläufig nur verlieren. In den 60ern war ihr der Bus nicht nur auf den Fersen, sondern hatte schon das Grab bestellt.

Die Linie 3 der Remscheider Strassenbahn

HaltestelleStrecken-km
Hasten0,000km
Krimstr.0,565km
Feld0,765km
Schöne Aussicht1,295km
Heidhof1,949km
Hochstr.2,411km
Friedrich-Ebert-Platz2,834km
Markt3,176km
Hauptbahnhof3,699km
Unterführung4,131km
Handweiser4,594km
Güterstr.5,192km
Mannesmann5,625km
Rosenhof5,961km
Krankenhaus6,670km
Burger Str.6,993km
Weiche Ehringhausen7,445km
Ueling7,645km
Ehringhausen Hippe8,098km

Im Winter 1968/1969 befuhr die Strassenbahn ohnehin nur noch die Linie 3 und das nicht mal mehr durchweg, weshalb natürlich auch das Bildmaterial ausschließlich sie zeigt. In den Abendstunden und sonntags wurde sie ab dem 01.01.1968 bereits gegen Busverbindungen ersetzt. Die Linie 3 führte von Hasten über den Stadtkern Alt-Remscheids nach Ehringhausen und benötigte dafür gut 8km. Sie ist damit eine der klassischen Linien Alt-Remscheids und verband mehrere Höhen und Täler der Stadt miteinander. Das schlug sich auch in den Energiekosten zu Buche: Ein Drittel mehr Strom benötigte man nur für Remscheid als vergleichsweise für ganz Düsseldorf.

Mit dem Einsatz der Großraumwagen auf der Linie 3 wurde zeitgleich das Teilstück Ehringhausen Hippe – Solingen Burg aufgelassen. Bis dorthin hat es mit Tw 102 im Rahmen einer Sonderfahrt immerhin ein Großraumwagen geschafft.

Die Linie 3 heute

Die Linie 653 der Remscheider Stadtwerke hat die Linie 3 der Straßenbahn schließlich ersetzt. Nachdem für die Großraumwagen in Ehringhausen Hippe Endpunkt war, konnte der Busbetrieb wieder die volle Strecke bis Burg bedienen.

Die Großraumwagen 101 – 106 der Remscheider Strassenbahn

Technische Daten
Hersteller:Westwaggon
Elektrik:SSW
LüP:17,85m
LüK:18,65m
Breite:2,18m
Gewicht:25,12t
Sitzplätze:36
Stehplätze:114
Leistung:4x 69kW
Höchstg.:45km/h
Fahrstufen:19
Bremsstufen:17

Mit den Großraumwagen hatte die Remscheider Straßenbahn noch einmal ein Gnadenbrot erhalten. Durch gestiegene Sicherheitsanforderungen hätte sonst der Betrieb bereits Anfang der 60er Jahre eingestellt werden müssen.

Von Westwaggon wurden schließlich noch mal sechs neue Straßenbahnen geordert, die als Zweirichtungswagen auszuführen waren, da beidseitig weder in Ehringhausen, noch in Hasten ein Wendeschleife existierte.

Nach der Betriebseinstellung 1969 wurden bereits im August des selben Jahres alle Straßenbahnen auf Flachwagen der Bundesbahn am Ostbahnhof geladen. Jener Teil der gerade erst 2019 zu, man ahnt es, einem Parkplatz geworden ist. Alle Wagen fuhren fortan noch über Jahrzehnte in Darmstadt.

TwAbnahmeIndienststellungAußerdienststellungBetriebskilometerVerbleib
10111.05.196001.08.196010.04.1969498.205kmDarmstadt
10226.05.196001.08.196010.04.1969504.175kmDarmstadt
10304.06.196001.08.196010.04.1969499.888kmDarmstadt
10422.06.196001.08.196010.04.1969486.592kmDarmstadt
10501.07.196001.08.196010.04.1969468.869kmDarmstadt
10606.07.196001.08.196010.04.1969479.533kmDarmstadt

Nach der Ausmusterung aller ehemaligen Remscheider Großraumwagen in Darmstadt fand Tw 106 seinen Weg zurück ins Bergische Land und steht heute bei der Bergischen Museumseisenbahn e.V. in Wuppertal-Kohlfurth unter.

Auf dem Rückweg Tw 102 an der Unterführung

Eigentlich beginnt nun ein kurzer Abstecher zum Hauptbahnhof, aber dem widmen wir uns später und erlauben uns zuvor im Archiv etwas vorwegzugreifen und noch eine Aufnahme vom Rückweg zu zeigen. Es zeigt den mittlerweile wie von Hast zurückgekehrten und auf dem Weg nach Ehringhausen befindlichen Triebwagen Tw 102, eindeutig erkennbar an der Werbeaufschrift „Kipper Malz“, denn die hatte nur Tw 102, an der Unterführung in Remscheid. Hier wird gleich zweimal die Bismarckstraße, welche dort in die Haddenbacher Straße mündet, unterführt. Einmal geht die Bahnlinie über die Straße, zum anderen wurde später die Neuenkamperstraße über der Kreuzung hergeführt. Die Gründe lagen in der Entlastung der Kreuzung. Hier kam noch der sog. Überflieger hinzu, über den man von der Bismarckstraße aus die Kreuzung „überfliegen“ und hinter der Kreuzung wieder einfädeln kann. Zählt man die beiden Busspuren mit, liegen hier heute satte 11 Fahrbahnen nebeneinander und geben Zeugnis davon ab, dass Stadtplanung Verkehrsplanung und Verkehrsplanung Individualverkehrsplanung ist. Den Schrecken hat die Kreuzung verloren, aber wie das so ist hat sich das Problem letztendlich nur verlagert. Zurück zum Tw 102. Dieser zeigt sich in heute ungewohnter, lichter Umgebung. Links sieht man die Unterführung in die er gerade abbiegt und die Bahnstrecke unterquert. Sein Totengräber, der Bus, ist ihm auch hier auf den Fersen.

Damit endet die Herrlichkeit der Straßenbahn in dieser Serie. Kommen wir noch mal zurück zum Bahnhof.

Deutlich zu sehen das ehemalige Stellwerk Rm, welches in T-Form gebaut dort seit 1943 die beiden alten östlichen Stellwerke ersetzte und bis 1974 im Einsatz war. Dann wurde es selbst obsolet und ersetzt durch das neue Stellwerk Rf am Westausgang des Bahnhofs. Nicht nur, dass Rf alle Stellwerke am Hauptbahnhof ersetzte: Nach und nach wurden auch alle Stellwerke der Strecke aufgelassen und Rf ist heute für die gesamte Strecke von Wuppertal-Rauental bis Solingen-Grünewald zuständig. Möglich machte dies die sozusagen „frühe Digitalisierung“. Mit dem Wegfall der mechanischen Formsignale verschwanden auch die Spannwerke und Seilzüge entlang der Strecke. Alleine 8 Stellwerke und zwei Schrankenposten, darunter auch Posten 17, konnten ersetzt und Personal eingespart werden.

Remscheid Hbf im Winter 1968

1968 war wie erwähnt der Bahnhof noch vollständig mit Formsignalen ausgerüstet. Das Lichtsignal war noch Zukunftsmusik, wenngleich klar war, dass es hier auch früher oder später so kommen wird. So sieht man, wenn man genau hinschaut, auch auf dem folgenden Bild links noch die Formsignale.

Interessant, neben dem unweigerlich aufkommenden Wehklagen über den alten Bahnhof bzw. dem, was heute noch davon übrig ist, sind die Anzahl an Personen, welche dem Zug entsteigen und aufgrund des Wetters wohl schnellen Schrittes die nahende Überführung suchen. Der Zug kommt natürlich aus Solingen bzw. aus Remscheid-Güldenwerth. So war es über 30 Jahre praktisch immer: Von Solingen aus wurde auf Gleis 2 eingefahren, immer mit der V100 voran. Nach Solingen wurde auf Gleis 1 eingefahren, immer mit dem Steuerwagen voraus. Gleis 3, auch das war die Regel, war dem „Düsseldorfer“ vorbehalten – der Direktverbindung von Remscheid Hbf nach Düsseldorf Hbf ohne Umsteigen in Solingen-Ohligs (heute Hbf). Er fuhr mehrmals täglich zur Rush-Hour, ebenfalls als Kombination von V100 und Silberlingen.

Für die Freunde des Bahnhofsgebäudes, die soll es ja geben, hält der Film noch eine weitere Aufnahme parat. Sie entstand vor dem vorherigen Bild und zeigt den Zug Richtung Solingen auf Gleis 1. Die Nummer der V100 ist leider nicht zu entziffern. Interessant an der Aufnahme ist allerdings eine ganz typische Situation, wie sie wohl jeder kennt, der im alten Hauptbahnhof auf den Zug wartete: Zahlreiche Personen stehen in der Überführung und überblicken die Szenerie von oben.

„Fahren die Busse noch“?

Zu einem running-gag in den Sozialen Medien hat sich bei der ersten Schneeflocke die Frage entwickelt, ob die Busse noch fahren. Straßenbahnführer Schmidt hatte für den zusammenbrechenden Nahverkehr bei einsetzendem Schneefall bereits 1960 eine adäquate Lösung:

Bei Pulverschnee haben sich die Großraumwagen sehr gut bewährt. Fast ohne Sand sind sie sowohl in der Steigung wie im Gefälle gefahren. Nun wäre es an der Zeit die zweite Auflage zu bestellen und die Strecke Lennep wieder fahrbereit zu machen. Dann wird den Befürwortern der Busse eine Perle aus der Krone fallen.

Aus Unsere Großraumwagen 101-106, Seite 9

Bekanntermaßen ist es nie dazu gekommen und bekanntermaßen ist bei Schneefall für so manche Linie schnell das Betriebsende erreicht. Die Strassenbahn selbst ist heute nur noch in Rudimenten zu erkennen. Neben dem offiziellen Denkmal an die Lektrische im Bereich Markt gibt es im Bereich Burger Str. Schienenreste, die am Seitenrand immer wieder unter der darüber asphaltierten Straße hervorkommen. Lange Jahre hat Tw 127 als Denkmal an die Zeit der Straßenbahn erinnert. Es wich schließlich, wen mag das jetzt noch verwundern, einem Parkplatz.

Links / Quellen / Verweise / Empfehlungen

Besonders hervorheben möchte ich das Buch Unsere Remscheider Strassenbahn 1893-1969, welches nicht weniger als ein abschließendes Kompendium darstellt. Auf gut 450 Seiten erfährt der interessierte Leser wirklich jedes Detail nachdem er nur suchen könnte. Glücklicherweise konnte ich beide Bücher der väterlichen Bibliothek entnehmen, welche mir bei der Erstellung dieses Artikels gute Dienste leisteten.

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Die Kartenansicht enthält alle Bilder, zu denen Standorte bekannt oder rekonstruierbar sind. Da es sich um historische Aufnahmen handelt, sind dies natürlich Näherungswerte und nicht auf den Meter genau.

Ein Kommentar

  • Wie schön: da kommen Erinnerungen auf, nicht nur an die Straßenbahn, mit der ich jahrelang zur Schule gefahren bin: abwechselnd mit der gezeigten Linie 3 oder der 2, weil ich direkt am „Handweiser“ gewohnt hatte, -auch an den vielen Schnee, den wir früher immer hatten, -und all die Läden von damals….

    Vielen Dank!
    I.B.


Ich habe alles gegeben, jetzt bist Du am Zug!

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